Erzieherinnen und Erzieher gesucht: Zahl der Ausbildungsplätze wird weiter ausgebaut
Der Beruf des Erziehers boomt. Seit 2010 sind die Anmeldezahlen für eine Ausbildung zum Erzieher oder zum sozialpädagogischen Assistenten um mehr als 20 Prozent gestiegen. Während vor sieben Jahren noch 1.480 junge Menschen an Hamburgs beruflichen Schulen eine Erzieherausbildung begannen, ist deren Zahl um 325 angestiegen, auf aktuell 1.805 Berufsanfänger im Schuljahr 2016/17. Entsprechend steigt in den nächsten Jahren die Zahl der Absolventen im Erzieherberuf – und soll jetzt noch weiter gesteigert werden. Denn durch den erheblichen Ausbau der Ganztagsangebote an Schulen und durch den Krippenausbau ist der Bedarf an sozialpädagogischen Fachkräften enorm gewachsen.
Um die Zahl der Nachwuchsfachkräfte weiter zu erhöhen, haben Schulbehörde und Sozialbehörde gemeinsam einen Maßnahmenkatalog beschlossen. Bildungssenator Ties Rabe: „Wir möchten noch mehr junge Menschen für dieses interessante Berufsbild gewinnen. Dazu erleichtern wir Abiturienten den Einstieg in die Erzieherausbildung und öffnen das sozialpädagogische Berufsfeld für weitere Gruppen.“ So können erstmals auch Schüler mit Hauptschulabschluss eine Ausbildung beginnen, wenn sie ein halbes Jahr länger lernen und am Ende der Ausbildung die unverändert anspruchsvolle Abschlussprüfung bestehen. Dank eines erweiterten Meister-Bafög können Azubis außerdem endlich bereits während ihrer Ausbildung Geld verdienen.
Das ist neu: Künftig können junge Menschen mit Abitur oder Fachhochschulreife bereits nach einem viermonatigen Sozial-Praktikum – statt der bisher geforderten zwölf Monate – in die dreijährige Aus- oder Weiterbildung zum Erzieher einstiegen. Absolventen des Beruflichen Gymnasiums der Fachrichtung Pädagogik & Psychologie oder der Fachoberschule mit Schwerpunkt Sozialpädagogik können zukünftig sogar direkt die verkürzte zweijährige Erzieherausbildung beginnen. Realschüler, die den Ausbildungsgang Sozialpädagogische Assistenz (SPA) absolviert haben, können künftig direkt und ohne Notenschwelle in die verkürzte zweijährige Erzieherweiterbildung übergehen. Neu ist ebenfalls, dass die SPA-Ausbildung ab dem Schuljahr 2017/18 auch für junge Menschen mit dem erweiterten ersten Schulabschluss (ESA) geöffnet wird. Damit sie die bisherigen Ausbildungsstandards erreichen, wird deren Ausbildung um ein halbes Jahr auf zweieinhalb Jahre verlängert. Alle jetzt beschlossenen Maßnahmen werden ab dem Schuljahr 2017/18 umgesetzt.
Schulleitungen in Hamburg: 97,7 Prozent der Stellen sind besetzt – Mehr Geld für Schulleitungen kleiner Grundschulen
Hamburgs Schulsystem ist attraktiv. Zurzeit sind fast alle Schulleitungsstellen besetzt. Gut für Hamburgs Schulen, weniger gut für Führungskräfte auf Jobsuche: Offene Schulleitungs-Stellen sind in der Hansestadt kaum zu finden. Wie eine aktuelle Abfrage an Hamburgs allgemeinbildenden Schulen zeigt, ist zurzeit nur eine einzige Leitungsstelle an einer Grundschule unbesetzt und öffentlich ausgeschrieben. Drei weitere unbesetzte Schulleitungs-Stellen – an zwei Grundschulen und einem Gymnasium – befinden sich im Besetzungsverfahren, über weitere vier Nachfolgen an drei Grund- und einer Stadtteilschule entscheidet am 19. Juni die Deputation der Schulbehörde. In der Summe: Von 336 staatlichen allgemeinbildenden Schulen in Hamburg haben derzeit nur acht keinen Schulleiter oder keine Schulleiterin. Das sind 2,3 Prozent. Vermutlich hat Hamburg mit einer Schulleitungs-Besetzungsquote von 97,7 Prozent den besten Wert aller Bundesländer.
An Bewerbern besteht in Hamburg glücklicherweise kein Mangel. Das gilt auch für die Leitungsstellen im Grundschulbereich. Während laut aktuellen Meldungen bundesweit fast jede zehnte Grundschule keine amtlich besetzte Leitung hat, sind in Hamburg zurzeit nur sechs der insgesamt 191 staatlichen Grundschulen ohne Leitung. Damit sich auch in Zukunft genügend Schulleitungen für Hamburgs Schulen finden, wird das Gehalt von Leitungen kleiner Grundschulen jetzt aufgebessert. Der Hamburger Senat hat auf Anregung von Bildungssenator Ties Rabe beschlossen, die Besoldung aller Hamburger Grundschulleiterinnen und -leiter auf die Besoldungsstufe A14 anzuheben. Schulleiter kleinerer Grundschulen können mit einer Gehaltserhöhung von durchschnittlich 250 Euro im Monat rechnen.
Ein entsprechendes Gesetzesvorhaben wurde bereits auf den Weg gebracht. Aktuell bekommen Schulleitungen von Stadtteilschulen und Gymnasien in der Regel die Besoldung A 16, die meisten Grundschulleitungen sind in der Besoldungsgruppe A 14 eingestuft. Handelt es sich jedoch um kleinere Grundschulen mit weniger als 230 Schülern, bekommen die Schulleitungen aktuell nur die Besoldung A 13 Z (mit Zulage). Zurzeit gibt es 47 solcher kleinen Grundschulen. In Zukunft sollen alle Grundschulleitungen mindestens mit A14 besoldet werden. Mit der Gesetzgebungsinitiative soll dem Aufgabenzuwachs sowie dem besonderen Einsatz beim Ausbau des Ganztags Rechnung getragen werden. Senator Rabe: „In den letzten Jahren haben sich die Aufgaben der Grundschulleitungen verändert. Mit der Besoldungserhöhung wollen wir das Engagement und den professionellen Einsatz an kleineren Grundschulen würdigen.“
Buchtipp: „Täterprofile“ - Nazis und ihre Sympathisanten in Schule und Schulverwaltung ab 1933
„Man fragt sich beim Lesen immer wieder ein wenig fassungslos, wie es passieren konnte, dass ab 1933 so schnell Rassismus und Chauvinismus Einzug in Klassenzimmer und Amtsstuben hielten – in einem Umfeld, in dem ‚Bildung‘ zum namensgebenden Programm gehört“, sagte Bildungssenator Ties Rabe anlässlich der Vorstellung von Dr. Hans-Peter de Lorents neuem Buch „Täterprofile II“. Bildung alleine reiche offenbar nicht aus, um gegen Unmenschlichkeit und Gleichgültigkeit zu immunisieren, so Rabe nachdenklich. De Lorent, ehemaliger Mitarbeiter der Hamburger Schulbehörde, hat die Zeit des Hamburger Bildungswesens und deren wichtigste Personen im Dritten Reich untersucht. Ergebnis seiner jahrzehntelangen Forschungsarbeit sind zwei Biografien „Täterprofile I und II“, in denen personenbezogene Notizen und Dokumente der Verantwortlichen der NS-Politik im Hamburger Schulwesen ausgewertet werden. Der zweite Band wurde am vergangenen Mittwoch vorgestellt.
Ziel des Autors war es, nachzuzeichnen, was die jeweiligen Personen in den zwölf Jahren des „tausendjährigen Reiches“ gemacht haben, wie ihre Karriere verlief und wie sie sich nach 1945 verteidigten und herausredeten. In seinen „Täterprofilen“ zeigt de Lorent auf, dass Nazis und ihre Sympathisanten in Schule und Schulverwaltung nahezu überall zu finden waren – vom Lehrer bis zum Schulleiter, vom Schulaufsichtsbeamten bis zum Senator. Indem er dies tut, verweist er zugleich auf die Mechanismen von Macht und Herrschaft und zeigt, wie das NS-System durch viele einzelne Personen funktionieren konnte, die, jede für sich, in dessen Sinne handelten. Die Lektüre wirft Fragen auf: Wie kam es, dass sich damals so schnell eine Mehrheit der Deutschen mit einer menschenverachtenden, rassistischen und fremdenfeindlichen Ideologie identifizierte? Und die noch wichtigere Frage: Könnte Ähnliches heute wieder passieren?
Senator Rabe: „Die Fragen machen anschaulich, zu welchen Gedanken die Lektüre der ‚Täterprofile‘ anregen kann. Und dass es schon deshalb lohnt, in den beiden Bänden zu lesen. Ich will aber auch gestehen: Es ist harter Stoff, den uns Hans-Peter de Lorent präsentiert – nicht nur aufgrund des schieren Umfangs der beiden Bände, sondern natürlich auch aufgrund der bestürzenden Fakten.“ Deshalb gibt der Senator eine klare Leseempfehlung: „Ich ermutige alle zur Lektüre. Denn wir erfahren hier nicht nur etwas über ein Stück wenig erfreulicher Vergangenheit, die es als Teil unserer Geschichte anzunehmen und zu verarbeiten gilt. Sondern wir werden zugleich auch angeregt, über Gegenwart und Zukunft nachzudenken.“
Beide Bände sind ab sofort im Infoladen der Landeszentrale für politische Bildung, Dammtorwall 1, für je drei Euro erhältlich.
Gut besuchter Fachtag „23+ Starke Schulen": Förderprogramm für Schulen in sozial schwieriger Lage wird ausgeweitet
Über 250 Teilnehmer nutzten beim Fachtag "23+ Starke Schulen" am vergangenen Dienstag die Gelegenheit, von den Erfahrungen der beteiligten Projektschulen zu profitieren. In den vergangenen vier Jahren haben elf Grundschulen, neun Stadtteilschulen und drei Gymnasien in sozial schwieriger Lage im Rahmen des Förderprogramms "23+" neue pädagogische Konzepte und Formen der Zusammenarbeit entwickelt, um das Lernen ihrer Schüler zu verbessern. Jetzt haben sie ihre Türen geöffnet, um anderen Schulen Impulse zu geben und sich kritischen Diskussionen zu stellen. Bildungssenator Ties Rabe: "Die Projektschulen leisten engagierte und gute Arbeit. Sie vermitteln, wie wichtig Bildung ist und ermutigen ihre Schüler zu Leistungen und fordern sie heraus. Für diese anspruchsvolle Aufgabe brauchen sie den zusätzlichen Rückenwind des Projektes.
Eine aktuelle Lernstandsuntersuchung hat gezeigt, wie wichtig eine solche Schul- und Unterrichtsentwicklung gerade in sozial benachteiligten Stadtteilen für Schüler mit deutlichen Lernrückständen ist. Das allerdings braucht Zeit, wie Prof. Dr. Anne Sliwka von der Universität Heidelberg in ihrem hochkarätigen Vortrag deutlich machte. Die wissenschaftliche Analyse der Bildungssysteme der erfolgreichsten PISA Länder habe gezeigt, dass Veränderungsprozesse hin zu mehr Chancengerechtigkeit hochkomplex sind und einen langen Atem brauchen. "Hamburg hat hier viele gute Grundlagen gelegt", so Sliwka. In der anschließenden bundesländerübergreifenden Diskussion auf dem Podium betonen die Schulleitungen Yvonne Dannenberg und Volker Clasing: "Es ist unsere Verantwortung, den Kindern und Jugendlichen eine Perspektive zu geben. Wir können es uns nicht leisten, sie zu verlieren."
Aufgrund der guten Erfahrungen soll das ursprünglich bis zum Sommer 2017 befristete Förderprogramm jetzt verlängert und auf über 30 Schulen ausweitet werden. Ein Schwerpunkt des Programms wird künftig sein, am Nachmittag im Rahmen des Ganztags zusätzliche Lern- und Bildungsangebote zu entwickeln. Senator Rabe: "Wir müssen uns von der Vorstellung lösen, dass Lernen für Kinder belastend und anstrengend ist. Im Gegenteil, Kinder lernen den ganzen Tag über, und sie lernen gern." Ein Ziel ist es daher, auch die Ganztagsangebote am Nachmittag stärker für Bildung und Unterricht zu öffnen und auf diese Weise vier zusätzliche Stunden pro Woche für das Üben und Vertiefen vorrangig in den Kernfächern Deutsch und Mathematik zu nutzen. Die Projektschulen werden in Zusammenarbeit mit Experten Konzepte erarbeiten und umsetzen.
Baufeier in Wilhelmsburg: Am Perlstieg entsteht das „Maritime Zentrum Elbinseln“
Die Stadtteilschule Wilhelmsburg liegt auf Europas größter Flussinsel - kein Wunder also, dass sich die Schülerinnen und Schüler im Unterricht oft und gerne mit maritimen Themen beschäftigen. Ob im Oberstufenprofil "Maritime Lebenswelten", den jährlichen "maritimen Projekttagen" oder dem Theaterprojekt zur Sturmflut 1962 - Wasser, Meer, Klima und Umwelt sind zentrale Themen der Schule. 2011 wurde gemeinsam mit Partnern aus Wissenschaft, Schiffsbau und Hafenwirtschaft das Kooperationsprojekt "Maritimes Zentrum Elbinseln" (MEZ) gegründet, das jetzt ein eigenes "Dach über dem Kopf" bekommen wird. Am heutigen Freitag wird am Standort Perlstieg der Grundstein gelegt für einen Schulneubau mit multifunktionaler Mensa und Aula, diversen Lern- und Forschungsräumen, Werkstätten und einer Galerieebene. Zusätzlich entstehen hier Klassenräume, ein Spielehaus für die Ganztagsbetreuung sowie zwei neue Sporthallen.
Von besonderer Bedeutung sind bei diesem Bauvorhaben die Bezüge zwischen Alt und Neu. Der Entwurf sieht vor, den gewachsenen Ort im grünen Reiherstiegviertel mit seinem schönen Baumbestand und seiner besonderen Atmosphäre zu erhalten. Dazu werden zwei der alten Bestandsgebäude - der zentral auf dem Schulgelände gelegene Kreuzbau und die benachbarte Pausenhalle - in das neu geplante Ensemble integriert. Alle anderen Gebäude auf dem Grundstück werden abgebrochen. Der zukünftige Haupteingang der Stadtteilschule wird in den Neubau verlegt und auch rein optisch seinem Namen gerecht werden: Das "Maritime Zentrum Elbinseln" wird in Form einer Werfthalle und eines mit bunten Containern beladenen Schiffes gestaltet. 2020 sollen die Bauarbeiten beendet sein, inklusive neu gestalteter Außenbereiche. Bis dahin investiert die Stadt rund 26 Millionen Euro in das beeindruckende Bauprojekt.