Im Interview: Fahrer Andreas Schramm –
in 40 Jahren mehrmals um die Welt
Im BSB-Newsletter-Interview kommen Menschen aus der Schulwelt zu Wort und berichten von ihrer Arbeit. Heute: Andreas Schramm, seit 40 Jahren bei der Fahrbereitschaft der Stadt beschäftigt, davon die letzten 18 Jahre als persönlicher Fahrer für die Staatsräte der Schulbehörde.
Newsletter: Herr Schramm, als Chauffeur erlebt man doch bestimmt jede Menge skurriler Sachen. Was war denn ihre lustigste Fahrt?
Schramm: Ich erinnere mich an eine Fahrt nach Bonn. Auf der Strecke passiert man viele Autobahnkreuze. Auf der Rückfahrt fiel mir plötzlich auf, dass die Kreuze fehlten… und auf einem Schild stand ‚Siebengebirge‘! Die damalige Staatsrätin nahm meine Irrfahrt mit Humor. Ich könne auch über München fahren, sagte sie, Hauptsache, sie sei am nächsten Morgen zurück in Hamburg.
Newsletter: Haben Sie auch schon prominente Leute gefahren?
Schramm: Früher war der städtische Fahrdienst auch für ausländische Staatsgäste zuständig. 1987 habe ich zum Beispiel die Hofdame von Prinzessin Diana zum Rathaus gebracht. Aber seit 1988 habe ich nur noch Hamburgs Staatsräte gefahren, und eine Senatorin.
Newsletter: Ist auch schon mal etwas schiefgelaufen in all den Jahren?
Schramm: In der 80ern sollte ich mal den Bernhard Vogel von der CDU vom Flughafen abholen, kannte aber nur seinen Bruder, den Hans-Jochen Vogel von der SPD. Weil ich Bernhard Vogel nicht erkannt habe, ist er mit dem Taxi gefahren. Am nächsten Morgen habe ich ihn wieder verpasst, weil er einen früheren Flug genommen hat und deshalb wieder ein Taxi nahm. Danach eilte mir der Ruf voraus, ich würde nur Vögel von der SPD fahren.
Newsletter: Was war Ihre weiteste Tour?
Schramm: Einmal musste ich einen Dienstwagen aus Bordeaux abholen, 1.500 Kilometer. Mit dem ehemaligen Staatsrat Hermann Lange bin ich aber noch viel weiter gefahren, der wollte überall mit dem Auto hin, fuhr nie mit der Bahn. Damals war ja noch nicht so viel Verkehr wie heute. Wir sind von 1997 bis 2002 durchschnittlich 45.000 Kilometer pro Jahr gefahren, etwa fünf Mal um die Erde.
Newsletter: Der Straßenverkehr ist nicht ungefährlich. Schon Unfälle gehabt?
Schramm: Zum Glück nicht. Einmal fuhr eine junge Frau an der Ampel auf. Als ich ausstieg und zu ihr ging, fragte sie nur, wo denn die nächste Tankstelle sei. Merkwürdig.
Newsletter: Was mögen Sie am meisten an ihrem Job?
Schramm: Die tollen Autos natürlich! Und die Gespräche. Wenn man so viel Zeit miteinander verbringt, erfährt man natürlich auch viel Privates. Als Fahrer muss man sehr verschwiegen sein.
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