Bundesländer einig: Alle Abschlussprüfungen finden statt

Die Kultusminister aller Länder haben gestern in einer Telefonschaltkonferenz über die weiteren Planungen der kommenden schulischen Prüfungen bis zum Ende des Schuljahres beraten. Hamburgs Bildungsminister Ties Rabe: "Alle Kultusminister sind jetzt einig und haben Klarheit geschaffen. Unser Beschluss ist eindeutig: Die Prüfungen, insbesondere die schriftlichen Abiturprüfungen, finden zum geplanten Termin oder zu einem Nachholtermin bis Ende des Schuljahres statt, soweit dies aus Infektionsschutzgründen zulässig ist. Wie derzeit in Hessen können die Prüfungen auch dann stattfinden, wenn der offizielle Schulbetrieb noch ruht. Eine Absage der Prüfungen zum jetzigen Zeitpunkt ist nicht notwendig.“

Rabe weiter: "Mit diesen klaren Vorgaben haben unsere Schülerinnen und Schüler jetzt größtmögliche Sicherheit, soweit es die besondere Situation zulässt. Diese klare Entscheidung liegt auch im Interesse der betroffenen Abiturienten. Es mag kurzfristig attraktiv scheinen, das Abiturzeugnis auch ohne Prüfungen zu bekommen. Langfristig bedeutet es aber für alle Schülerinnen und Schüler, dass sie jahrelang mit dem Makel lebe, nur ein Abitur zweiter Klasse erreicht zu haben." Zudem sei zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu garantieren, dass ein eingeschränktes Abiturzeugnis ohne die wichtigen Abiturprüfungen überall in Deutschland und Europa genauso wie ein reguläres Abiturzeugnis anerkannt werde.

Der Beschluss berücksichtigt auch, dass es gegenüber den Abiturienten der vorangegangenen und folgenden Jahrgänge schwer zu erklären ist, wenn jetzt ein ganzer Jahrgang ohne die schweren Abschlussprüfungen mit nur 66 Prozent der geforderten Leistungen ein gleichwertiges Abitur bekommt. Das ist auch deshalb problematisch, weil in normalen Jahrgängen in der Regel mehrere Tausend Schülerinnen und Schüler das Abitur nicht bestehen, weil sie in den Abiturprüfungen durchfallen. Rabe betont: "Hier brauchen wir vergleichbare Maßstäbe über die Jahrgänge hinweg."

Zugleich wird Hamburg genau wie die anderen Bundesländer berücksichtigen, dass die Abiturprüfungen in diesem Jahr unter schwierigen Bedingungen stattfinden müssen. Rabe: "Wir werden diese besondere Situation berücksichtigen und den Schülerinnen und Schüler deshalb weit entgegenkommen. So wollen wir viele Ausweich- und Nachschreibtermine anbieten, die den Schülerinnen und Schülern zusätzliche Möglichkeiten eröffnen. Wir werden überdies mit den Lehrkräften vereinbaren, dass die übliche Vorbereitungszeit der Schülerinnen und Schüler für das Abitur verlängert und gut von den Lehrkräften begleitet wird. Die Pläne und genaueren Vorschläge werden jetzt von der Schulbehörde über das Wochenende erarbeitet und zu Wochenbeginn vorgestellt.“

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Schulbehörde in Zeiten von Corona: Die aktuelle Lage

Corona überschattet auch in der Schulbehörde die tägliche Arbeit. Pünktlich um 9 Uhr kommen die Mitglieder des Corona-Krisenstabes zusammen - selbstverständlich mit dem gebührenden Abstand zueinander. Der Krisenstab verschafft sich täglich ein Bild über die aktuelle Lage und sucht die Antworten zu allen drängenden Fragen. Im Rahmen dieser Beratungen wurden Arbeitsgruppen zu den am häufigsten gefragten Themen eingesetzt.

Eine Arbeitsgruppe befasst sich mit den finanziellen Auswirkungen der Schulschließungen auf die vielen Kooperationspartner der Schulen. Hier geht es zum Beispiel um die Honorarkräfte an Schulen, die im Rahmen der Lernförderung oder der Nachmittagsbetreuung eingesetzt sind. Es geht etwa um die Dozenten der Volkshochschule (VHS), um die Caterer, die in den Schulen das Mittagessen zubereiten, und es geht um die Busunternehmen, die die Beförderung von Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf übernehmen. Insgesamt gibt es zahlreiche Unternehmen, Selbstständige und Honorarkräfte, die von dem Schulausfall betroffen sind. Hier stimmt zurzeit die Arbeitsgruppe gemeinsam mit der Bundesregierung und dem Bundesschutzschirm, der Hamburger Finanzbehörde und dem Landesschutzschirm und den Eigenmitteln der Schulbehörde unterschiedliche Lösungen ab. Bildungssenator Ties Rabe: "Wir halten die Betroffenen zeitnah auf dem Laufenden und hoffen, dass wir bis Ende dieser Woche oder spätestens Anfang nächster Woche die ersten Lösungen präsentieren können."

Die zweite Arbeitsgruppe setzt sich mit den vielen Fragen rund um das Thema Unterricht auseinander. Hier geht es einerseits darum, die Schulen technisch darin zu unterstützen, die vielfältigen Möglichkeiten des Internets weiter zu nutzen. Es geht aber auch darum, die vielen Fragen der Eltern und Kinder ernst zu nehmen und Empfehlungen auszusprechen, damit die Kinder und Jugendlichen nicht überfordert, aber auch nicht unterfordert werden. Es geht auch um Empfehlungen, wie die Leistungsüberprüfungen und Leistungsfestlegungen ohne Klausuren getroffen werden können. Und um Empfehlungen für die direkte Kommunikation zwischen Lehrkräften und Schülern und umgekehrt zwischen Schülern und Lehrkräften. Senator Rabe: "In diesem Zusammenhang bittet die Schulbehörde insbesondere Eltern und Schülerinnen und Schüler darum, wenn sie Fragen haben oder sich über- oder unterfordert fühlen, Kontakt mit den jeweiligen Lehrkräften aufzunehmen und die Probleme direkt zu besprechen."

Die dritte Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit der Notbetreuung an Schulen. Nach wie vor gilt der Beschluss des Hamburger Senats, dass Eltern ihre Kinder zuhause betreuen sollen und dass die Schulen geschlossen sind. Gleichzeitig gibt es jedoch eine Notbetreuung, die zurzeit im Grundsatz allen Kindern, deren Eltern in familiären Nöten sind, offen steht. Hier bittet die Schulbehörde alle Eltern, sehr verantwortungsvoll mit diesem Angebot umzugehen und es nicht über Gebühr in Anspruch zu nehmen. Umgekehrt geht es aber auch darum, dass die Schulen - ähnlich wie die Kitas - ernsthaft, aber zugleich gelassen mit der Aufgabe der Notbetreuung umgehen. Rabe: "Aktuell ist es nach wie vor so, dass nur 0,3 Prozent der Schülerinnen und Schüler die Notbetreuung an Schulen wahrnehmen."

Die vierte Arbeitsgruppe kümmert sich um das Thema Prüfungen. Hier geht es um die Prüfung zum Ersten Allgemeinbildenden Schulabschluss (ESA), zum Mittleren Schulabschluss (MSA) sowie zum Abitur. In Bezug auf das Abitur haben sich gestern alle Bundesländer dahingehend geeinigt, dass das Abitur in jedem Fall geschrieben wird, soweit dies aus Infektionsschutzgründen zulässig ist. Wichtig: Das für die Abiturprüfungen relevante Wissen ist nur das Wissen, das an den Schulen bis zum 31. Januar unterrichtet wurde. Rabe: "In den Abiturprüfungen kommen keine Fragen zu Themen, die jetzt durch den Schulausfall beeinträchtigt sind." Selbstverständlich wird die Schulbehörde für den Fall, dass das Abitur wie erwartet pünktlich geschrieben wird, für umfangreiche Sicherheitsvorkehrungen sorgen, durch getrennte Eingangstüren und erhebliche Sicherheitsabstände, die die Infektionsgefahr minimieren. Außerdem wird die Schulbehörde zusätzliche Ersatztermine anbieten für den Fall, dass Schülerinnen und Schüler krankheitsbedingt an der ersten Prüfung nicht teilnehmen können.

Fragen und Antworten (FAQ)»

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"Frag den Rabe": Senator Rabe zu den Abiturprüfungen

Aus aktuellem Anlass äußert sich Senator Ties Rabe im Videobeitrag zur gestrigen Entscheidung der Kultusminister aller Länder, die Abschlussprüfungen stattfinden zu lassen. Hier gehts zum Videobeitrag»

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