Schulsystem wächst: Mehr als 200.000 Schülerinnen und Schüler an den allgemeinbildenden Schulen
Die aktuelle Schuljahresstatistik 2020/21 zeigt: Es geht weiter steil bergauf. Die Zahl der Schülerinnen und Schüler ist erneut gestiegen, ebenso die Zahl der Lehrkräfte. Diesmal wurde an den staatlichen allgemeinbildenden Schulen sogar die 200.000-Marke geknackt: Insgesamt 200.677 Schüler besuchen im aktuellen Schuljahr Hamburgs 411 Grundschulen, Stadtteilschulen, Sonderschulen und Gymnasien – das sind 20.279 mehr als noch vor zehn Jahren. „Das ist ein neuer Rekordwert, solche Schülerzahlen hatten wir zuletzt Ende der 1970er Jahre“, freut sich Bildungssenator Ties Rabe. „Die aktuelle Entwicklung bestätigt unsere Prognosen und Planungen, insbesondere auch im Hinblick auf die geplanten 44 neuen Schulen und den deutlichen Ausbau von mehr als 120 bestehenden Schulen“, so Rabe. Zählt man die Berufsbildenden Schulen dazu, besuchen zurzeit insgesamt 251.216 Schülerinnen und Schüler Hamburgs Schulen.
Besonders stark gewachsen sind die Grundschulen (+ 16 Prozent), was sich insbesondere bei der Entwicklung der Erstklässler zeigt: Vor zehn Jahren waren es noch 15.149 Abc-Schützen, aktuell sind es 17.788 (+ 17 Prozent). Die Gesamtzahl der Berufsschüler sinkt dagegen aufgrund der geringen Zahl der Ausbildungsplätze in der Corona-Pandemie leicht auf 50.539 (Vorjahr 51.891). Der insgesamt deutliche Zuwachs an Schülern in den vergangenen Jahren hat zu einem noch deutlicheren Zuwachs beim pädagogischen Personal geführt. Im Zehn-Jahres-Vergleich wuchs die Zahl der Vollzeitstellen von 15.890 (2011/12) auf aktuell 18.840 an (+ 19 Prozent) und hat zu einem weiteren Zuwachs von bis zu 1.800 Stellen bei den Trägern der Ganztagsangebote geführt. Insgesamt stieg die Zahl der Stellen um rund 30 Prozent. Die Gründe dafür sind unter anderem die Verkleinerung der Schulklassen, die bessere Förderung von Kindern mit Förderbedarf und der Ganztagsausbau.
Die Gesamtzahl der staatlichen Schulen hat sich gegenüber dem Vorjahr nicht verändert, weil sich mehrere unterschiedliche Effekte ausgleichen. So wurden zum aktuellen Schuljahr zwei staatliche Schulen neu gegründet: die Grundschule Sinstorfer Weg in Marmstorf sowie das Deutsch-Französische Gymnasium, das die Schüler des nicht staatlichen Lycée Français de Hambourg 'Antoine de St. Exupéry' übernimmt. Die Grundschule Stübenhofer Weg in Wilhelmsburg hingegen schließt sich mit der Stadtteilschule Stübenhofer Weg zu einer neuen so genannten „Langform“-Stadtteilschule zusammen. Und Hamburgs allerkleinste Schule, die Inselschule Neuwerk, hat aktuell keine Schülerin und keinen Schüler und ist damit vorerst keine offizielle Schule mehr.
Zahlen, Daten, Fakten: Mehr Ganztag, weniger Privatschüler, erste Corona-Auswirkungen
Die Schuljahresstatistik fördert noch eine Reihe weiterer interessanter Fakten zutage. So wird beispielsweise der massive Ausbau der Ganztagsangebote an den Schulen von Hamburgs Familien weiterhin sehr stark genutzt, von aktuell 86,2 Prozent aller Grundschüler im Vergleich zu 74,5 Prozent vor zehn Jahren. Deutlich gesunken ist der Anteil von Schülerinnen und Schülern an den Privatschulen. Waren es 2014 noch 10,7 Prozent, sind es aktuell nur noch 9,3 Prozent. Hier wirkt sich unter anderem das sukzessive Auslaufen einiger katholischer Schulen aus. Konstant geblieben ist der Anteil der Schüler, die nach der Grundschule auf eine Stadtteilschule (49,3 Prozent) oder ein Gymnasium (50,7 Prozent) wechseln. Das sind nahezu die gleichen Werte wie vor zehn Jahren und zeigt, dass das Hamburger Zwei-Säulen-Modell mit seinen zwei Schulformen auf Augenhöhe stabil ist.
Deutlich gesunken, von 1.663 auf 1.474, ist die Anzahl der Schüler, die das Gymnasium zwischen Klasse 5 und 12 verlassen und ihre Schullaufbahn an einer Stadtteilschule fortführen. 827 davon verlassen das Gymnasium nach Klasse 6 (Vorjahr 955), worin sich ein positiver Corona-Effekt vermuten lässt: Die Lehrkräfte haben aufgrund der Unterrichtsausfälle die Leistungen der Schüler am Ende der Klasse 6 offensichtlich milder bewertet und weniger häufig als in den Vorjahren schlechte Noten gegeben. Die Corona-Krise hinterlässt aber auch erste negative Spuren: Aufgrund des Rückgangs bei den Ausbildungsplätzen sinkt die Zahl der Berufsschüler. Und vermutlich wegen der Schulschließungen haben mehr Schüler als sonst keinen Schulabschluss geschafft.
In Bezug auf die Schulabschlüsse zeigt die aktuelle Statistik, dass die Abiturquote auf hohem Niveau bleibt, wenn auch leicht auf 52,7 Prozent gesunken ist. Weitere 18,6 Prozent der Schüler machten einen Mittleren Schulabschluss (MSA), 17,8 Prozent einen Ersten Schulabschluss (ESA), 4,3 Prozent ein Fachabitur (schulischer Teil), und 6,7 Prozent haben die Schule ohne Schulabschluss verlassen - das sind rund 150 mehr als im Durchschnitt der letzten Jahre. Hier zeigt sich, dass gerade leistungsschwächere Schüler in der Zeit der Schulschließungen häufiger den Anschluss verlieren. Ihnen bietet das Hamburger Schulsystem die Möglichkeit, nachträglich im Rahmen einer Berufsausbildung oder im Rahmen anderer Bildungsangebote an den Berufsschulen den Schulabschluss nachzuholen. Rund die Hälfte erlangt so im zweiten Anlauf den Schulabschluss.
Insgesamt steigt der Anteil der Schüler mit Migrationshintergrund (im Ausland geboren oder mit mindestens einem im Ausland geborenen Elternteil) weiter auf aktuell 51,4 Prozent in den Klassen 1 bis 10. Gleichfalls steigt auch der Anteil der Schüler mit nicht deutscher Familiensprache auf 28,1 Prozent (Vorjahr 27,5 Prozent). Umgekehrt besuchen nur noch 1.831 Schüler mit Flucht- oder direkter Einwanderungs- oder Fluchtgeschichte im aktuellen Schuljahr eine Internationale Vorbereitungsklasse (IVK) oder eine Basisklasse. Damit wird nach der Flüchtlingswelle nahezu wieder das frühere Niveau von 2015/16 erreicht. Die meisten der seit 2015 neu zugewanderten Schülerinnen und Schüler sind inzwischen in die Regelklassen integriert. Wie bisher verteilen sich die besonderen Eingangsklassen weiterhin auf alle Schulformen: 34 Grundschulen, 27 Gymnasien und 35 Stadtteilschulen.
Senat verlängert Aussetzung der Präsenzpflicht an Schulen
An den Hamburger Schulen wird bis zu den Märzferien (Beginn am 26. Februar) weiterhin Distanzunterricht erteilt. Das heißt, dass die Schülerinnen und Schüler im Regelfall zuhause lernen. Es wird ausdrücklich an alle Eltern appelliert, ihre Kinder nicht zur Schule zu schicken. Eltern, für deren Kinder es keine andere Betreuungsform gibt, haben die Möglichkeit, ihre Kinder weiterhin zur Schule zu schicken, wo sie unter pädagogischer Anleitung angemessen betreut werden. Weitergehende Informationen werden in den nächsten Tagen auf der Homepage der Schulbehörde veröffentlicht.
Feedback an Schüler: Neuer Sammelband des Schulversuchs alles»könner zeigt, wie es geht
„Das hast Du gut gemacht“ oder „Das kannst Du noch besser“ – Sätze wie diese hören Hamburger Schülerinnen und Schüler andauernd von ihren Lehrkräften. Eine Rückmeldung (neudeutsch Feedback) an die Schüler gehört heute zur Schule dazu wie Heft und Smartboard. Denn woher sonst sollen die Schüler wissen, wo sie gerade stehen und ob das, was sie machen, auch gut und richtig ist? Heutzutage geht ein strukturiertes Feedback aber weit über lobende Worte oder bloße Schulnoten hinaus. Es passiert auch nicht mehr nur am Schuljahresende in den Zeugnissen, sondern viel kleinteiliger und permanent zwischendurch – bei Lernentwicklungsgesprächen, mit Lerntagebüchern oder über sogenannte Kompetenzraster. Gerade ist ein Sammelband zu dieser Thematik erschienen.
Seit 13 Jahren arbeiten 48 Hamburger Grundschulen, Stadtteilschulen und Gymnasien im Schulversuch alles»könner zusammen, um den kompetenzorientierten Unterricht weiterzuentwickeln. In den letzten Jahren lag der Fokus auf sogenannten lernförderlichen, kompetenzorientierten Planungs- und Rückmeldeinstrumenten – kurz: Auf ein gutes Feedback an die Schüler kommt es an. Stefan Kauder, Projektleiter des Schulversuchs und Leiter der Grundschule Appelhoff: „Unser Anspruch ist ein kompetenzorientiertes Rückmeldesystem. Die einzelnen Instrumente sind dabei funktional miteinander verbunden, um den Lernenden entsprechend ihres Lern- und Entwicklungsstands Impulse für die nächsten Lernschritte zu geben.“ Lernentwicklungsgespräche, Rückmeldungen aus Lernerfolgskontrollen und eine bilanzierende Darstellung in einem Zeugnis bauen dabei logisch aufeinander auf.
Damit die bisher gemachten Erfahrungen und Fortschritte aus dem Schulversuch auch für die breite Öffentlichkeit zugänglich sind, hat alles»könner jetzt den Sammelband „Kompetenzorientiertes Feedback – Lernförderliche Rückmeldungen für den inklusiven Unterricht“ herausgebracht. Darin präsentieren 23 Schulleitungen und Lehrkräfte der Hamburger alles»könner-Schulen ihre langjährige Erfahrung bei der Entwicklung lernförderlicher Rückmeldesysteme. Online gibt es zudem umfängliches Material zum Herunterladen und Selbstausprobieren. Unser Feedback: „Gut gemacht!“
Liebevoll gemacht: Verkehrserziehung auf YouTube für Hamburgs jüngste Fahrradfahrer
Hamburgs Polizeiverkehrslehrkräfte sind ganz schön auf Zack: Weil der Verkehrskasper im letzten Jahr coronabedingt nicht mehr auf die Bühne durfte, hatte das Handpuppenspieler-Team der Polizei kurzerhand einen Verkehrserziehungspodcast» ins Leben gerufen. Das Kasperltheater zum Zuhören bringt Grundschülern seitdem spielerisch die Verkehrsregeln bei. Jetzt gibt es ein neues Format der kreativen Truppe: Eine Online-Verkehrserziehung für Hamburgs jüngste Fahrradfahrer. Vier brandneue Videos zur kindgerechten Verkehrserziehung wurden gerade auf dem Hamburger Bildungsserver» und auf dem YouTube-Kanal der Hamburger Polizei» veröffentlicht.
Der Schutz der jüngsten Radfahrer hat für die Hamburger Polizei einen besonderen Stellenwert. „Um diese wichtige Verkehrssicherheitsarbeit auch während der pandemiebedingten Schulschließung fortführen zu können, haben unsere Polizeiverkehrslehrerinnen und -lehrer kurze Filmsequenzen erstellt, die das richtige Verhalten im Straßenverkehr aufzeigen und Verkehrsregeln erklären“, so Michael Jensen, ehemaliger Polizeiverkehrslehrer und stellvertretender Leiter der Verkehrsdirektion 6. Erklärt wird beispielsweise, welche Vorfahrtsregeln es gibt, wo Kinder überhaupt Radfahren können und wie das noch mit der Regel „rechts vor links“ war. Die Antworten dazu und der richtige Umgang mit dem Fahrrad im Straßenverkehr erfahren die Schüler in kindgerechter Sprache in den vier kurzen Lehrfilmen. Die Inhalte der Lehrfilme sind Bestandteil der praktischen Fahrradausbildung an den Schulen und werden den Kindern jetzt auch im Rahmen des Fernunterrichts vermittelt.
KinderKulturKarawane bietet virtuelle Begegnungen – und hofft auf echte Begegnungen im Sommer
Trotz der schwierigen Bedingungen für Kultur- und Bildungsprojekte will die KinderKulturKarawane auch in diesem Jahr internationale Begegnungen ermöglichen. Seit mehr als 20 Jahren organisiert das Projekt den künstlerischen Austausch mit jungen Künstlern aus Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas. Normalerweise stellen die Gruppen ihre Tanz-, Theater- und Musik-Produktionen in Schulen, Jugend- und Kulturzentren und auf Festivals vor und geben Workshops. In der Pandemie wurden nun mit den Gruppen im Süden Formate» für virtuelle Begegnungen entwickelt, die Einblicke in das Leben der Jugendlichen vor Ort, Tutorials zum Mitmachen und den direkten Austausch mit den internationalen Gruppen in Echtzeit ermöglichen.
„Das Projekt ist unglaublich gut bei unseren Jugendlichen angekommen und hat einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen“, berichtet Jan Laackmann von der KinderKulturKarawane. Auch im derzeitigen Lockdown werden die Formate weiterhin im Schulunterricht und für digitale Kulturangebote eingesetzt. Durch die Teilnahme werden sowohl die soziokulturellen Projekte aus den Ländern des Globalen Südens als auch die Arbeit und der Fortbestand der KinderKulturKarawane unterstützt. Die Gruppen kommen dabei unter anderem aus Ländern, wie Indien, Südafrika oder Peru, die besonders stark von den Folgen der Pandemie betroffen sind. Die KinderKulturKarawane plant, sofern die Situation es zulässt, ab dem zweiten Halbjahr wieder eine Einreise der Gruppen und direkte Begegnungen zu ermöglichen.
Unsere Zahl der Woche ist die 17.788. Genauso viele Erstklässler gibt es im aktuellen Schuljahr an Hamburgs Schulen. Das ist enorm: So viel Nachwuchs gab es die letzten zehn Jahre nicht. Vor zehn Jahren waren es jedenfalls noch 17 Prozent weniger. Und damit allen ein schönes Wochenende.