Hamburgs Schüler infizieren sich außerhalb der Schule vier Mal häufiger als in der Schule
Erste Auswertung der Infektionszahlen an den Schulen
Möglicher Weise infizieren sich Schülerinnen und Schüler außerhalb der Schule vier Mal so häufig wie innerhalb der Schule. Das zeigt eine erste Auswertung der Schulbehörde der Corona-Infektionen an den Hamburger Schulen zwischen den Sommer- und den Herbstferien. Zwar können sich auch in den Schulen Schülerinnen und Schüler mit dem Corona-Virus infizieren, doch die Ansteckungsgefahr ist in der Schule vier Mal geringer als außerhalb der Schule. Die Auswertung zeigt auch, dass bis zu 290 infizierte Schülerinnen und Schüler in 155 Schulen möglicherweise tagelang zur Schule gegangen sind, ohne Mitschüler oder Schulbeschäftigte zu infizieren. Umgekehrt gab es an rund zehn Prozent aller Schulen mit infizierten Schülern durchaus mehrere schulinterne Infektionen.
Die Fachleute der Schulbehörde haben von August bis Oktober bei allen 372 infizierten Schülerinnen und Schülern Zeitpunkt und Umstände ihrer Erkrankung genau überprüft. Sehr oft meldeten Schulen nur einen einzigen Infektionsfall innerhalb von zehn Tagen in einer Jahrgangsstufe. Hier ist es also unwahrscheinlich, dass sich die Schüler in der Schule infiziert haben. Nur bei etwa einem Drittel (116 – 31,2 Prozent) gab es in derselben Zeit mindestens einen weiteren Corona-Fall in derselben Jahrgangstufe. Genauere Untersuchungen zeigten dann, dass sich 36 dieser Schüler sehr klar außerhalb der Schule infiziert hatten. Lediglich etwas mehr als ein Fünftel (80 Schüler, 21,5 Prozent) konnten nicht eindeutig auf eine außerschulische Infektion zurückgeführt werden und könnten sich so auch in der Schule angesteckt haben.
Über die Gründe für den geringen Anteil schulinterner Infektionen und den hohen Anteil schulexterner Infektionen lässt sich zurzeit wenig sagen. Schulsenator Ties Rabe vermutet: „Möglicherweise liegt es daran, dass alle Beteiligten innerhalb der Schulen wesentlich disziplinierter und bewusster die Hygieneregeln einhalten als außerhalb der Schulen. Die pädagogischen und sozialen Anleitungen und Kontrollen, die Umsicht der Schulbeschäftigten und auch die im Vergleich zur Freizeit disziplinierteren Verhaltensweisen aller Beteiligten tragen vermutlich dazu bei, die Infektionsgefahr innerhalb der Schulen zu vermindern.“
Das umfangreiche Datenmaterial soll jetzt für weiterführende wissenschaftliche Studien zur Verfügung gestellt werden. Schulsenator Rabe betont, dass in Deutschland bislang Studien fehlen, die das Infektionsrisiko des Schulbetriebes näher untersuchen. Die Kultusministerkonferenz werde deshalb eine entsprechende Studie in Auftrag geben. Die Hamburger Daten sollen dort weiter ausgewertet und überprüft werden. Ties Rabe: „Wenn sich diese Daten bestätigen, dann wurden die Gefahren des Schulbetriebes in der Vergangenheit deutlich überschätzt. Wenn wir die Pandemie ernsthaft bekämpfen wollen, dann müssen wir das außerschulische Umfeld von Schülerinnen und Schüler wesentlich ernsthafter in alle künftigen Überlegungen mit einbeziehen.“
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