Schule und Spitzensport: Hamburg will junge Nachwuchssportler besser fördern
Die Stadt will junge Sporttalente fördern, ohne dass ihre schulischen Leistungen darunter leiden. Damit das gelingt, haben Schulbehörde und Sportbehörde die schulische Förderung von Nachwuchs-Spitzensportlern neu aufgestellt. In Zusammenarbeit mit dem Hamburger Sportbund und dem Olympiastützpunkt Hamburg/Schleswig-Holstein wurde ein neues Verbundsystem Schule - Leistungssport entwickelt, das bereits zum nächsten Schuljahr 2017/18 starten soll. Ziel ist es, zusätzlich zu Hamburgs "Partnerschule des Spitzensports" - der Stadtteilschule Alter Teichweg in Dulsberg - in jedem Bezirk eine "Partnerschule des Nachwuchsleistungssports" einzurichten. Dort sollen junge Talente in speziellen Sportklassen Unterricht und Training bestmöglich miteinander vereinbaren. Bis zum 1. August können sich Hamburger Schulen um das Prädikat bewerben.
Die Vergabe des Prädikats "Partnerschule des Nachwuchsleistungssports" ist an strenge Kriterien gebunden. Hat eine Schule den Zuschlag bekommen, darf sie vier Jahre lang den Titel tragen. Voraussetzungen für eine erfolgreiche Bewerbung sind entsprechende Räumlichkeiten, geeignete Sportanlagen und die Zustimmung der Schulkonferenz.
In den Schulen sollen eigene Sportklassen eingerichtet werden. Herausragende Talente können dann im Idealfall in der Oberstufe auf die Eliteschule des Sports/Stadtteilschule Alter Teichweg in Dulsberg wechseln, die im Hamburger Verbundsystem künftig unter dem Titel "Partnerschule des Spitzensports" firmiert. Die Stadtteilschule wurde 2006 vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) als "Eliteschule des Sports" anerkannt und arbeitet seitdem mit dem benachbarten Olympiastützpunkt Hamburg/Schleswig-Holstein zusammen. Rund 1.200 Schüler besuchen aktuell die Ganztagsschule, etwa 250 von ihnen sind Nachwuchsleistungssportler und werden als "Olympia-Schüler" intensiv betreut. Schwerpunktsportarten sind (Beach-) Volleyball Hockey, Rudern und Schwimmen.
Für alle Partnerschulen des Sports stellt die Schulbehörde zusammen knapp 600.000 Euro für zusätzliche Lehrerstellen für die organisatorische (Mehr-)Arbeit zur Verfügung. Bildungssenator Ties Rabe: "Erfolgreiche Leistungssportlerinnen und Leistungssportler sollen auch erfolgreiche Schülerinnen und Schüler sein. Dieser besonderen Herausforderung können sie sich aber nur stellen, wenn Schulen und Fachverbände eng verzahnt zusammenarbeiten."
Hamburger Institut für berufliche Bildung (HIBB) feierte 10-jähriges Bestehen
Vor zwei Jahren feierten die staatlichen berufsbildenden Schulen der Hansestadt ihr 150-jähriges Bestehen. Am vergangenen Montag folgte die nächste Geburtstagsfeier: Das Hamburger Institut für berufliche Bildung (HIBB) wurde zehn Jahre alt. 2007 als eigenständiger Landesbetrieb gegründet, hat das HIBB in den vergangenen Jahren wichtige Reformen auf den Weg gebracht: Der Übergang in Ausbildung wurde insbesondere für benachteiligte Jugendliche deutlich verbessert, die Durchlässigkeit der Schulsysteme und das Erreichen höherer Bildungsabschlüsse in den Berufsschulen erhöht und - das Wichtigste: Mit Gründung des HIBB ist es erstmals gelungen, alle Beteiligten aus Wirtschaft, Gewerkschaften und Schulen an einen Tisch zu bringen und die Berufsausbildung gemeinsam voranzubringen.
"Mit Gründung des HIBB wurden die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass sich berufsbildende Schulen qualitativ weiterentwickeln konnten und vertrauensvoll mit den Ausbildungsbetrieben, Kammern, Unternehmensverbänden und Gewerkschaften zusammenarbeiten", sagte Bildungssenator Ties Rabe anlässlich des Festaktes. An Hamburgs 35 staatlichen berufsbildenden Schulen werden aktuell 51.000 Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Mehr als drei Viertel dieser Schüler werden in einem von rund 250 Berufen ausgebildet, die übrigen bereiten sich in Übergangsmaßnahmen auf die Berufsausbildung vor, holen ihr Abitur nach oder bilden sich beruflich weiter.
Ein wichtiger Meilenstein in der erfolgreichen Arbeit des HIBB war der 2013 beschlossene Schulentwicklungsplan, der die ehemals 44 berufsbildenden Schulen zu 32 Schulen mit optimierter Größe zusammenführen sollte. Ausbildungsberufe, die zuvor auf verschiedene Schulen aufgesplittert waren, wurden fachlich sinnvoll gebündelt. Dadurch entstanden wertvolle Synergien, außerdem können auf diese Weise auch Berufe mit geringeren Schülerzahlen weiterhin in Hamburg ausgebildet werden. Im Sommer werden die letzten drei Schulfusionen abgeschlossen. Begleitet wird der Schulentwicklungsplan durch ein umfangreiches Bauprogramm: Jährlich rund 100 Millionen Euro investiert die Stadt derzeit in die Erneuerung der berufsbildenden Schulen, bis 2027 insgesamt 720 Millionen Euro.
Junge Talente mit besonderem Interesse für die MINT-Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik können ab sofort in einem eigenen Gebäude forschen, experimentieren, werken und knobeln: Am vergangenen Mittwoch wurde mitten im Uni-Viertel in der Grindelallee 117 Hamburgs erstes Schülerforschungszentrum eröffnet. In hochmodernen Werkstätten und Laboren können die Schülerinnen und Schüler künftig auf rund 600 Quadratmetern längerfristig an eigenen Forschungsprojekten arbeiten und werden dabei von Lehrkräften und Studierenden unterstützt. Das Schülerforschungszentrum ist ein gemeinsames Projekt von Schulbehörde, Joachim Herz Stiftung, Arbeitgeberverband Nordmetall, Körber-Stiftung und Universität Hamburg.
Bildungssenator Ties Rabe: "Unsere begabten Schülerinnen und Schüler engagieren sich in einer Reihe von außerschulischen Projekten, darunter Wettbewerbe wie 'Jugend forscht' und die Olympiaden. Mit dem Schülerforschungszentrum existiert nun ein zentraler Ort mit idealen Bedingungen für dieses Ziel." Außerdem würden durch die geplante Einbindung der Lehrerbildung auch wertvolle methodische Impulse zum forschenden Lernen in der Schule erwartet. Denn das Schülerforschungszentrum wird gleichzeitig ein Lehr-Lern-Labor für angehende Lehrkräfte: Studierende können hier erste Erfahrungen mit offenen Lernformen sammeln.
Finanziert wird das Schülerforschungszentrum aus Mitteln der Gründungspartner: Stiftungen, Verband und Uni steuern rund 4,8 Millionen Euro bei, die Schulbehörde stellt zwei Lehrerstellen für die Projektbetreuung zur Verfügung sowie eine weitere Teilzeitstelle, die aus Mitteln für den Ausbau der Informatik in Hamburg finanziert wird. Bis zu den Sommerferien findet im SFZ zunächst ein Schnupperangebot statt, das regelmäßige Programm startet nach den Sommerferien.
Schulbehörde hat eine eigene Beratungsstelle für Lehrkräfte
Schule kann manchmal ziemlich anstrengend und belastend sein. Nicht nur für Schülerinnen und Schüler, sondern auch für Lehrkräfte und viele weitere Mitarbeiter. Damit es ihnen gut geht und sie sich in ihrem Beruf wohlfühlen und gern arbeiten, hat die Schulbehörde seit langem ein besonderes Angebot: die Beratungsstelle für Krisenbewältigung und Abhängigkeitsprobleme. Sie wird schlicht BST - für Beratungsstelle - abgekürzt. Nicht etwa, weil "BKA" bereits vergeben war, sondern weil die BST bei ihrer Gründung die einzige Beratungsstelle der Schulbehörde war.
Schon seit gut 20 Jahren gilt die Einrichtung am Landesinstitut für Lehrerbildung als vorbildliche Anlaufstelle für Mitarbeiter mit Problemen. "Lehrkräfte, das nichtpädagogische Personal an Schulen und Mitarbeiter der Behörde nutzen unser Angebot", sagt BST-Leiterin Barbara Tiesler. Ein vierköpfiges Team berät bei Verstimmungen, Überforderungserscheinungen, Konflikten, aber auch bei Alkoholproblemen und Essstörungen. Tiesler: "Bevor es die Beratungsstelle gab, wurden solche Probleme meistens tabuisiert."
Das Team berät aber nicht nur Einzelpersonen: Auch Kollegien können so genannte systemische Beratungen bekommen. Fortbildungen, Trainings und Supervision für größere Gruppen gehören ebenfalls zum Programm der BST. Insgesamt wurden im letzten Jahr 730 Einzelfälle und 168 Schulen beraten. Ein eindeutiger Trend hin zu mehr oder weniger Beratungen ist jedoch nicht zu erkennen: So verzeichnete die BST im Jahr 2014 beispielsweise 1.004 Einzelfälle, 2015 nur noch 590, im Jahr darauf wieder 730 Einzelberatungen. Sogar innerhalb eines Jahres werde das Angebot unterschiedlich stark angenommen. Psychologin Tiesler: "Zum Schuljahresende haben wir einen höheren Beratungsaufwand in der Burnout-Prävention, während es im November und Dezember üblicherweise mehr Depressionsfälle gibt".
Die Beratungsstelle wird gut angenommen, wie das fast ausschließlich positive Feedback der Klienten zeigt. Ziel einer Beratung ist es, den Kopf frei zu bekommen und mit geeigneten Lösungsstrategien wieder handlungsfähig zu werden. Dazu werden die Ratsuchenden normalerweise in bis zu drei Einzelgesprächen und -coachings von professionellen Psychologen beraten. Bei besonders schweren Fällen vermitteln die Mitarbeiter auch an Ärzte weiter.
Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten: Gymnasium Buckhorn ist „Landesbeste Schule“
Das Verhältnis zwischen Staat und Kirche in der DDR, Berufsbiografien von Pastoren oder die Entwicklungen der islamischen Gemeinden in Deutschland: Mehr als 5.000 Schülerinnen und Schüler haben beim Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten mitgeforscht. "Gott und die Welt" lautete das Thema in diesem Jahr, das offenbar bei vielen Jugendlichen ein Nerv getroffen hat, denn die Beteiligung war mit insgesamt 1.639 Beiträgen sehr hoch. Allein aus Hamburg wurden 150 Beiträge eingereicht, 361 Schüler haben daran mitgearbeitet. Die Auszeichnung als "Landesbeste Schule Hamburg" erhielt das Gymnasium Buckhorn in Volksdorf, das mit vier erfolgreichen Beiträgen ins Rennen ging. Am Donnerstag wurden alle Hamburger Preisträger im Körber-Forum geehrt.
Ein halbes Jahr haben lang die Jugendlichen an ihren Beiträgen gearbeitet, haben in ihrer unmittelbaren Umgebung nach Beispielen gesucht und vor Ort recherchiert, wie sich Glauben und Religion auf das Zusammenleben der Menschen auswirkt. Mehr als 20 Prozent der Schüler setzten sich mit der Rolle der Kirche und Bedeutung des Glaubens während der NS-Zeit auseinander, andere nahmen anlässlich des bevorstehenden Reformationsjubiläums das Wirken Martin Luthers in den Blick. Rund 40 Prozent der Schüler haben in Archiven geforscht. "Dass junge Leute beim Geschichtswettbewerb Original-Dokumente sichten und auswerten wollen, ist gerade in Zeiten von 'Fake-News' eine gute Botschaft", so Sven Tetzlaff, Leiter des Bereichs Bildung der Körber-Stiftung. Neben schriftlichen Beiträgen haben die Jugendlichen ihre Forschungsergebnisse auch in Audio- und Video-Formaten, Ausstellungen oder anderen kreativen Formen eingereicht.
Inhaltlich sind die Beiträge breit gefächert: In Hamburg untersuchten Sechstklässler der Klosterschule beispielsweise, warum eine gewisse Ingeborg von Neurath 1942 die Schule verlassen musste, eine Schülerin des Helene-Lange-Gymnasiums befasste sich mit jüdischen Waisenhäusern in Hamburg, ein Schüler des Gymnasiums Buckhorn durchleuchtete mittels Zeitzeugenbefragung die Konfirmation im Wandel der Zeit, und zwei Schüler der Stadtteilschule Kirchwerder untersuchten, ob Frauen auf der Kanzel eher "Bereicherung oder Belastung" sind. Thematischer Spitzenreiter unter allen eingesendeten Beiträgen ist nach wie vor die NS-Verfolgung. Der Geschichtswettbewerb wurde 1973 durch den damaligen Bundespräsidenten Gustav Heinemann und den Hamburger Unternehmer und Stifter Kurt A. Körber ins Leben gerufen. Seitdem haben sich über 141.000 Kinder und Jugendliche mit gut 31.500 Beiträgen daran beteiligt.