Lehrerbildung: Experten empfehlen eigenen Studiengang
für Grundschullehrkräfte

Alle Lehrerinnen und Lehrer von Hamburgs Grundschulen sollen künftig in einem eigenständigen Studiengang ausgebildet werden und drei Fächer studieren - Deutsch, Mathematik und ein weiteres Wahlfach. Das ist einer von mehreren Vorschlägen einer Expertenkommission, die im September 2015 beauftragt worden war, Vorschläge zur Verbesserung der Hamburger Lehrerausbildung zu entwickeln. Die Reform ist nötig, weil der nur noch in Hamburg angebotene einheitliche Studiengang für Lehrkräfte an Grund-, Haupt- und Realschulen nicht mehr zur Schulstruktur der Hansestadt passt und nach einem Beschluss der Kultusministerkonferenz zudem bundesweit seine Anerkennung verlieren wird. Die Empfehlungen der Experten werden in den nächsten Wochen von Fachleuten der beteiligten Behörden und Hochschulen geprüft und kommentiert.

Zurzeit werden an der Universität Hamburg vier Studiengänge für die Lehrämter an Gymnasien, Berufsschulen, Sonderschulen sowie Grund-, Haupt- und Realschulen angeboten. Tatsächlich aber gibt es in Hamburg seit 2010 keine kombinierten Grund-, Haupt- und Realschulen mehr. Schul- und Wissenschaftsbehörde wollen deshalb gemeinsam mit der Universität die Lehrerausbildung reformieren und passgenauer auf die Hamburger Erfordernisse ausrichten. Die Experten unter der Leitung des Bildungswissenschaftlers Prof. Dr. Ewald Terhart empfehlen neben einem eigenen Grundschullehramt außerdem die Einrichtung eines neuen Lehramts für Stadtteilschulen mit zwei Unterrichtsfächern. Dieser Studiengang soll erhebliche Überschneidungen mit dem unverändert angebotenen Gymnasiallehramt haben. Allerdings sollen Stadtteilschullehrer nur eines von zwei Fächern auf gymnasialem Niveau studieren und bis zum Abitur unterrichten. Das zweite Fach wird nur für den Unterricht bis Klasse 10 studiert, im Gegenzug wird das Pädagogik-Studium ausgeweitet.   

Bildungssenator Ties Rabe: „Die Vorschläge sind sehr sorgfältig erarbeitet worden und stellen einen gelungenen Impuls für die weitere Diskussion zur Reform der Lehrerbildung in Hamburg dar.“ Auf Grundlage der jetzt beauftragten Stellungnahmen aus Hochschulen und Behörden sowie weiterer Stellungnahmen von Kammern, Verbänden und Interessengruppen werden Wissenschafts- und Schulbehörde noch in diesem Jahr einen Vorschlag entwickeln und Senat und Bürgerschaft vorlegen. Um gleichzeitig einen breiten Diskussionsprozess in der Bevölkerung in Gang zu setzen, wurden die Empfehlungen der Expertenkommission im Internet veröffentlicht.   

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Bücherschatz im Christianeum:
Historische Bibliothek des Gymnasiums wiedereröffnet

Nach aufwendiger Sanierung haben Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz und Schulsneator Ties Rabe die historische Bibliothek des Christianeums in Othmarschen am vergangenen Montag wiedereröffnet. Dabei handelt es sich um die größte deutsche Gymnasialbibliothek, die noch in Originalsammlung in einer Schule existiert. Zu den besonderen Schätzen zählen die „ Göttliche Komödie“ von Dante und „Il Filostrato“ von Boccaccio, beides reich verzierte Handschriften aus dem 14. und 15. Jahrhundert, sowie die Wittenberger Gesamtausgabe der Werke Martin Luthers aus den Jahren 1539 bis 1559. Bildungssenator Ties Rabe freute sich über die Wiedereröffnung dieses „Kulturguts deutscher Bildungsgeschichte“, das künftig nicht nur Schülern und Lehrkräften, sondern auch interessierten Bürgern zur Verfügung steht.

Die über 275-jährige Geschichte des Gymnasiums Christianeum lässt sich auf eindrucksvolle Weise an seiner Bibliothek ablesen. Ein großes Buchvermächtnis legte 1727 den Grundstock für den Bestand, der heute rund 27.000 Bände umfasst. Mehr als ein Drittel der Werke sind vor 1800 erschienen, darunter mittelalterliche Handschriften sowie Wiegen- und Buchdrucke aus dem 16. Jahrhundert. Das Spektrum reicht von philosophischen Schriften lateinischer und griechischer Autoren über historische Abhandlungen, Reisebeschreibungen und naturwissenschaftliche Grundlagenwerke bis hin zur deutschen Literatur. „Diese Bibliothek bietet eine Orientierung in der Welt der Gedanken“, sagte Bürgermeister Olaf Scholz bei der feierlichen Eröffnung.

Mit der Eröffnung der „Bibliotheca Christianei“ wurden gleichzeitig die vier Jahre andauernden Bauarbeiten am Schulgebäude abgeschlossen. Die ursprünglich mit Erde zugeschütteten Kellerräume wurden freigelegt und für die historische Bibliothek samt Archiv hergerichtet. Außerdem wurde in die neu geschaffenen Räume eine Küche mit Cafeteria eingebaut. Knapp 19,7 Millionen Euro hat die Stadt in die denkmalgerechte Sanierung des Arne Jacobsen-Baus investiert, davon 1,2 Millionen Euro in die Bibliothek. Schulleiterin Diana Amann: „Wir freuen uns sehr, dass unsere Bibliothek jetzt von einer wissenschaftlichen Bibliothekarin professionell geführt und so der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden kann.“

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Bewertungsmaßstab in Abi-Probeklausur geändert:
Hamburg kein Einzelfall

Das schwierige Fach Mathematik macht bundesweit immer mal wieder Probleme. In der vergangenen Woche hat es in der Hansestadt für Gesprächsstoff gesorgt. Eine Abi-Probeklausur, die Hamburgs 3.201 Oberstufenschüler im Dezember erstmals unter den neuen Bedingungen des bundesweiten Zentralabiturs geschrieben hatten, war ziemlich schlecht ausgefallen. Nach Auswertung sämtlicher Klausuren lag der Notendurchschnitt bei 4,1. Da die Mathematik-Prüfung diesmal deutlich schwerer war als in den Vorjahren, hat die Schulbehörde die Klausurnote nachträglich um eine Note heraufgesetzt. Mit dieser Maßnahme ist Hamburg kein Einzelfall: Nachträgliche Änderungen des Bewertungsmaßstabs gab es auch schon in anderen Bundesländern.

Bereits 2008 hatte die Hamburger Schulbehörde in einem vergleichbaren Fall nachträglich den Bewertungsmaßstab einer besonders schlecht ausgefallenen Klausur in Klasse 10 verbessert. Aus anderen Bundesländern gibt es noch drastischere Beispiele. Hier wurde der Maßstab nicht nur für eine Probeklausur, sondern sogar für die besonders wichtigen Abiturarbeiten nachträglich geändert. So hob das niedersächsische Kultusministerium 2016 alle Mathematik-Abiturklausuren um 12,5  Prozent an. In Nordrhein-Westfalen konnten die Schülerinnen und Schüler 2011 die besonders schlecht ausgefallene Mathe-Abiturklausur ein zweites Mal schreiben. Und in Bayern wurden im selben Jahr sogar nachträglich die gesamten Abiturbedingungen erleichtert, um die Folgen einer sehr schlecht ausgefallenen Mathematik-Abiturarbeit zu lindern.

In Hamburg will man die verbleibende Zeit bis Mai jetzt nutzen, um alle Abiturienten bestmöglich auf ihre Reifeprüfung vorzubereiten. Die Schulbehörde hat verschiedene Maßnahmen eingeleitet. So sollen alle Schulen mindestens zwölf zusätzliche Übungs- und Vorbereitungsstunden für Mathematik in der für Abiturienten normalerweise unterrichtsfreien Zeit vom 11. bis 18. April als Angebot organisieren. Für schwächere Schüler sollen außerdem eine zusätzliche Lernförderung am Nachmittag eingerichtet und weitere Übungsaufgaben im Internet veröffentlicht werden. Noch ist genug Zeit, um die Vorbereitung auf das Abitur zu intensivieren, damit Hamburgs Schüler ein gutes Abitur schaffen. Bildungssenator Ties Rabe: „Hamburgs Abitur wird in Zukunft bestimmt nicht leichter. Und wir müssen uns dieser Herausforderung stellen, denn wir wollen in Hamburg kein ‚Abi-light‘, sondern ein Abitur auf Bundesniveau.“

Im Zusammenhang mit der Mathematikklausur wurden die Mathematiknoten aller weiterführenden Hamburger Schulen in Form eines Rankings veröffentlicht. Die Schulbehörde stellt angesichts dieser Schul-Rankings klar, dass die Behörde gegenüber der Öffentlichkeit zur Veröffentlichung dieser Daten verpflichtet ist.

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Mit einem Kopfsprung auf Platz 1:
Schwimmprojekt des ReBBZ Wilhelmsburg ausgezeichnet

Für wegweisende Projekte im Behindertensport wird seit 2011 der Werner-Otto-Preis verliehen. In diesem Jahr geht der mit 15.000 Euro dotierte erste Preis an das Regionale Bildungs- und Beratungszentrum (ReBBZ) Wilhelmsburg in der Krieterstraße. Die Schule für Kinder mit Lern-, Sprach-, und Verhaltensauffälligkeiten bietet ihren Schülerinnen und Schülern von der Vorschule bis zur vierten Klasse ganzjährigen Schwimmunterricht an. Für ihr großartiges Engagement – einem Beispiel für gelebte Inklusion im Schulsport – wurden die Initiatoren jetzt geehrt.

Zum siebten Mal hat die Alexander Otto-Sportstiftung den mit insgesamt 30.000 Euro dotierten Preis im Hamburger Behindertensport verliehen. Die Jury entschied sich in diesem Jahr für das Projekt des ReBBZ Wilhelmsburg, weil es Kindern mit Wahrnehmungsproblemen und Defiziten im Bewegungsapparat das Schwimmen beibringt. Diese Kinder haben aufgrund ihrer Behinderung oft große Schwierigkeiten, schwimmen zu lernen. Umso wichtiger ist das Engagement der Pädagogen, die sich fortbilden oder zusätzlich zu Schwimmlehrern ausbilden lassen. Allein im vergangenen Schuljahr schafften 41 der 45 Schüler das Schwimmabzeichen in Bronze oder Silber. Treibende Kraft dieser Initiative ist Wolfgang Maack, ehemaliger Leiter des ReBBZ Wilhelmsburg, der das Schwimmprojekt vor mehr als 20 Jahren gestartet hat.

Weitere Auszeichnungen mit Preisgeldern in Höhe von je 5.000 Euro gingen an den Eimsbütteler TV für sein Aquaball-Angebot, die Turnerschaft Harburg für ihr Ju-Jutsu-Projekt und Lebenshilfe Hamburg für das inklusive Hockeyteam „Die Hockies“.

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Bundesweites Qualitätssiegel:
Gymnasium Ohlstedt ist Deutschlands beste Schachschule

Spaniens Nationaldichter Miguel de Cervantes, Autor des weltberühmten Romans „Don Quijote“, sagte einst: „Das Leben ist eine Partie Schach“. Auf diesen Ausspruch trifft, wer sich auf der Homepage des Gymnasiums Ohlstedt über die Fächerauswahl der Schule informieren möchte. Das Gymnasium ist die erste staatliche Schule Deutschlands, in dem Schach als eigenständiges Fach unterrichtet wird. Seit dem Schuljahr 2014/15 wird das Schachspiel von der achten bis zur zehnten Klasse in Form eines Wahlpflichtfaches mit eigenem Rahmenplan unterrichtet. Kein Wunder also, dass die Schülerinnen und Schüler das Brettspiel aus dem Effeff beherrschen und zahlreiche Schulschachturniere mit Erfolg bestehen. Vergangenen Freitag wurde das Gymnasium Ohlstedt mit dem bundesweiten Qualitätssiegel „Deutsche Schachschule“ ausgezeichnet.

Für dieses Siegel können sich Schulen aus dem ganzen Bundesgebiet bewerben. 25 Kriterien müssen erfüllt werden, darunter „vielfältige Schachaktivitäten“ – ein Kriterium, bei dem das Gymnasium Ohlstedt eindeutig die Nase vorn hat. Die Schülerinnen und Schüler nehmen an fast allen Schulschachturnieren teil: Hamburger Mannschaftsmeisterschaft, Springerpokal, Wandsbek Cup, Hamburger Schulschachpokal, Rechtes gegen Linkes Alsterufer und Hamburger Mannschafts-Blitzmeisterschaft. Schachlehrer Franz Reisgis hat als Grundlage für den Unterricht ein knapp 80 seitiges Curriculum geschrieben.

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Wettbewerb „Unseren Schulen“:
100.000 Euro für drei gelungene Schulprojekte

Zum fünften Mal hat die Claussen-Simon-Stiftung einen Wettbewerb ausgerufen, um die überzeugendsten schulischen und universitären Projekte der Stadt aufzuspüren. Das Besondere: Die Schüler und Studierenden der Hamburger Schulen und Hochschulen können ihre besten Lehrkräfte und Professoren selbst vorschlagen. In diesem Jahr hatten mehr als 700 Schüler und Studierende Empfehlungen für rund 80 Lehrende abgegeben, 20 davon durften ihre Projektvorschläge einreichen. Im Förderprogramm „Unseren Schulen“ wurden die Stadtteilschule Bramfeld, das Helmut-Schmidt-Gymnasium in Wilhelmsburg und das Heinrich-Heine-Gymnasium in Poppenbüttel mit einem Preisgeld von insgesamt 100.000 Euro ausgezeichnet.    

Das Projekt der Stadtteilschule Bramfeld überzeugte die Jury vor allem mit seiner hohen Praxisorientierung. Lehrer Felix Weyand will mit seinem Projekt den Hauswirtschaftsbereich der Schule zum Gastronomie- und Eventbereich ausbauen und damit das fächerübergreifende und berufsorientierende Lernen forcieren. So kann das Schreiben der Speisenkarte etwa mit dem Deutsch- und  EDV-Unterricht verknüpft werden, bei der Umrechnung von Mengenangaben in Rezepten spielt die Mathematik eine entscheidende Rolle, und bei der Bewirtung von Gästen sind über das fachliche Wissen hinaus auch Sozialkompetenzen erforderlich. Ziel des Projekts ist es, das Fach Hauswirtschaft – bisher „Kochen“ genannt – aufzuwerten, professionelle gastronomische Abläufe stärker zu integrieren und praktisch zu erproben. So wurde bei schulischen Veranstaltungen beispielsweise das Catering durchgeführt. Weyands Projekt „Vom Hauswirtschaftsunterricht zum Gastronomie- und Eventmanagementbereich“ wurde mit 30.000 Euro ausgezeichnet.

Gewonnen hat außerdem Boris Chen vom Heinrich-Heine-Gymnasium mit seinem Projekt „T-Club – Eine Technikgemeinschaft“, in dem sich Schülerinnen und Schüler kreativ mit Technik beschäftigen. Das Projekt wird mit 35.000 Euro unterstützt. Außerdem werden Frauke Söhle und Karsten Kohl vom Helmut-Schmidt-Gymnasium mit ihrem Projekt „water protection & water use“ ausgezeichnet. Ihr Projekt stärkt nachhaltig das naturwissenschaftliche Profil der Schule und ermöglicht die fächerübergreifende, praxisorientierte Beschäftigung mit dem Thema „Ressource Wasser“. Die beiden Lehrer erhalten dafür einen Förderbetrag in Höhe von 35.000 Euro.

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