Die Themen der Woche

• Jugendliche Flüchtlinge lernen jetzt gleichzeitig in der Schule und im Betrieb
• Schule schwänzen aus religiösen Gründen? In Hamburg nicht gestattet
• Zwei technische Gymnasien bieten Ingenieurswissenschaften als neuen Schwerpunkt an
• Bundeswettbewerb "Jugend forscht": Zwölf Hamburger Jungforscher für Finale qualifiziert
• Aktuelles: Interview mit Ties Rabe zum Thema Ganztag - neue Ausgabe "Hamburg macht Schule"
• Schulschachturnier 2016: Rechtes Alsterufer gewinnt

So klappt Integration: Jugendliche Flüchtlinge lernen jetzt gleichzeitig in der Schule und im Betrieb

Um jugendliche Flüchtlinge schneller in Beruf und Gesellschaft zu integrieren, hat Hamburg im Februar dieses Jahres ein neues Berufsschulangebot für Migranten auf den Weg gebracht: die duale Ausbildungsvorbereitung für Migranten, kurz: AvM Dual. Während der zweijährigen Maßnahme lernen die Jugendlichen sowohl in der Schule als auch in einem Betrieb. Der Vorteil: Die Flüchtlinge können nicht nur den ersten oder den mittleren Schulabschluss erwerben, sondern sammeln gleichzeitig Erfahrungen in der Arbeitswelt. Die Hamburger Wirtschaft will für das bundesweit einzigartige Schulangebot rund 2.000 Praktikumsplätze zur Verfügung stellen.

Insgesamt lernen bereits jetzt über 2.800 jugendliche Flüchtlinge ab 16 Jahren an Hamburgs staatlichen berufsbildenden Schulen, 1.617 davon sind zum Stichtag 1. Februar 2016 mit der neuen Ausbildungsvorbereitung für Migranten gestartet. Mit AvM Dual werden alle bisherigen Halbtagsschulangebote schrittweise auf ein ganztägiges Angebot ausgeweitet. Hierzu gehört neben intensiver Sprachförderung und Schulunterricht auch ein Betriebspraktikum an zwei Tagen in der Woche. Dabei werden die Jugendlichen durch betriebliche Integrationsbegleiter und Lehrkräfte unterstützt. Bildungssenator Ties Rabe: „Das neue Schulangebot wird die Integration der jungen Zuwanderer und den Übergang in Arbeit und Ausbildung deutlich verbessern. Denn durch die tägliche Arbeit in den Betrieben wird die deutsche Sprache schneller erlernt und zugleich die spätere Berufstätigkeit gezielt vorbereitet.“  

Vorbild für das neue Angebot für Migranten ist das 2011 gestartete Modell der dualen Ausbildungsvorbereitung (AV Dual), das sich an Jugendliche ohne Ausbildungsplatz oder auch ohne Schulabschluss richtet. In der AV Dual lernen und arbeiten Hamburgs Jugendliche zwei Tage in der Berufsschule und drei Tage im Betrieb. Seitdem schaffen erheblich mehr Jugendliche den Sprung in Ausbildung, Beschäftigung und weiterführende Bildungsangebote. Dieses erfolgreiche Modell ist nun für alle Flüchtlinge geöffnet und angepasst worden – und zwar unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus. Seit dem Schuljahr 2013/14 wird das Angebot für Migranten bereits an vier Berufsschulen erprobt. Rund 300 Schülerinnen und Schüler aus diesem Modellprojekt befinden sich zurzeit in betrieblichen Praktika, alle weiteren bereiten ihr Praktikum vor.

Hamburgs Schulen müssen sich auf weiterhin steigende Schülerzahlen einstellen. Das gilt auch für die beruflichen Schulen: Durchschnittlich 200 bis 400 jugendliche Flüchtlinge wurden seit Anfang August 2015 jeden Monat durch das Hamburger Institut für berufliche Bildung (HIBB) beraten und eingeschult. Entsprechend dazu werden an den Berufsschulen jeden Monat neue Klassen eingerichtet, für die jeweils neue Lehrerstellen geschaffen werden. Zurzeit werden rund 2.821 neu zugewanderte Jugendliche in 192 Klassen an 36 Berufsschulen von 196 Lehrkräften unterrichtet.

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Schule schwänzen aus religiösen Gründen?
In Hamburg nicht gestattet

Hartnäckig halten sich Gerüchte, dass muslimische Schülerinnen und Schüler aus religiösen Gründen dem Unterricht fernbleiben dürfen. So war kürzlich in einem Zeitungsartikel zu lesen, dass Mädchen islamischer Herkunft angeblich nicht am Schwimmunterricht teilnehmen oder mit auf Klassenreise gehen müssten. Hier muss klargestellt werden: Das ist falsch. Richtig ist: In Hamburg ist es Schulkindern – egal welcher Religion sie angehören - grundsätzlich nicht gestattet, wegen ihres Glaubens dem Unterricht fernzubleiben. Wer es dennoch tut, verstößt gegen die Schulpflicht und muss mit Konsequenzen rechnen. Denn Schulschwänzen wird in Hamburg rigoros bestraft: mit disziplinarischen Maßnahmen, Bußgeldern und im schlimmsten Fall sogar mit Jugendarrest. 

Ob christlich, muslimisch, alevitisch, jüdisch, buddhistisch oder hinduistisch - alle Hamburger Schüler sind gleichermaßen zum Schulbesuch verpflichtet. Das gilt insbesondere auch für die Teilnahme am Sport- und Schwimmunterricht und an Klassenfahrten. Eine Ausnahme gibt es allerdings: An wenigen hohen Feiertagen, die im Feiertagsgesetz festgelegt sind, können Schüler eine Unterrichtsbefreiung verlangen. Die Schulbehörde veröffentlicht jährlich eine Liste» dieser Feiertage. Bildungssenator Ties Rabe: „In allen anderen Fällen ist eine Befreiung vom Unterricht nicht zulässig und wird konsequent geahndet.“

Eine aktuelle Umfrage an Hamburgs Schulen zeigt, dass diese konsequente Haltung erfolgreich ist. So wollten beispielsweise zwischen Januar 2013 und März 2016 nur 85 Eltern die Teilnahme ihrer Kinder an einer Klassenreise verweigern. In der Hälfte dieser Fälle hat die Schulbehörde eine Teilnahme durchsetzen können, bei den übrigen war die Verweigerung nur bei durchschnittlich zwei Fällen pro Jahr religiös begründet – und keinesfalls nur muslimisch. Die letzte ernsthafte juristische Auseinandersetzung in dieser Sache führte die Schulbehörde gegen evangelikale Eltern. Angesichts der Tatsache, dass rund die Hälfte der Hamburger Schüler einen Migrationshintergrund hat und pro Jahr knapp 50.000 Schüler auf Klassenreise gehen, sind Verweigerungen von ein bis zwei Schülern pro Schuljahr ein klarer Hinweis darauf, dass Kinder und Eltern aller Religionen und Kulturen die Schulpflicht in Hamburg sehr ernst nehmen.

Auch im Fach Sport wird die Schulpflicht konsequent umgesetzt, etwa beim gemeinsamen Sportunterricht von Jungen und Mädchen. Im laufenden Schuljahr 2015/16 haben nur sieben der 338 staatlichen Schulen einzelne Sportkurse nach Geschlechtern getrennt, allerdings in keinem Fall aus religiösen Motiven, sondern um den Sportunterricht effektiver zu gestalten. Gleiches gilt für das Schulschwimmen, für das – entgegen anderslautender Gerüchte – ebenfalls keine Ausnahmen gemacht werden. Auch Mädchen muslimischen Glaubens müssen ins Wasser, zur Not im Burkini statt im Badeanzug.

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Dem Ingenieur ist nichts zu schwör:
Zwei technische Gymnasien bieten neuen Schwerpunkt an

Zwei technische Gymnasien in Hamburg starten mit einem neuen Bildungsgang ins neue Schuljahr: Die Berufliche Schule (G 16) in Farmsen-Berne und die Staatliche Gewerbeschule mit Technischem Gymnasium (G 17) in Wilhelmsburg werden nach den Sommerferien den fächerübergreifenden Schwerpunkt Ingenieurswissenschaften anbieten. Damit sollen technisch interessierte Jugendliche passgenauer auf ein späteres Studium oder eine Ausbildung in diesem Bereich vorbereitet werden. Gleichzeitig fördert Hamburg mit dem neuen Schwerpunkt den wachsenden Bedarf an qualifizierten Nachwuchskräften in den sogenannten MINT-Berufen – MINT steht dabei für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik.

Das Angebot der technischen Gymnasien führt ab Klasse 11 in drei Jahren zum Abitur und macht die Schülerinnen und Schüler mit allen Arbeitsbereichen der Ingenieursberufe vertraut. Zusätzlich eröffnet es Perspektiven für weitere technische Berufe. Die Jugendlichen erwerben einerseits eine technische Grundbildung, indem sie Systeme analysieren, entwickeln, anwenden und bewerten. Andererseits werden sie in ingenieurwissenschaftliches Denken und Handeln eingeführt. Das bereitet die Absolventen auf Studiengänge der Bau-, Elektro- und Energietechnik, Fahrzeug- und Informationstechnik, Maschinenbau sowie Metall- und Produktionstechnik oder auch interdisziplinäre Studiengänge wie etwa Wirtschaftsingenieurwesen vor. Doch auch für eine betriebliche Berufsausbildung in einem anspruchsvollen naturwissenschaftlichen oder technischen Beruf bietet der neue Schwerpunkt gute Grundlagen.

Mit Beginn des Schuljahres 2016/17 wird der neue Bildungsgang zunächst an zwei Schulstandorten erprobt. Beide Schulen verfügen über eine ausgezeichnete Ausstattung, Fachkenntnis und Didaktik für die Bildung, berufliche Ausbildung und Weiterbildung technischer Fachrichtungen. Das neue Schulangebot wird wissenschaftlich von der Otto-von-Guericke‐Universität Magdeburg begleitet.

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51. Bundeswettbewerb „Jugend forscht“: Zwölf Hamburger Jungforscher qualifizieren sich für das Finale

Hamburgs Nachwuchs zeigt Forschergeist: Fast 400 Schülerinnen und Schüler haben sich in diesem Jahr am Landeswettbewerb „Jugend forscht“ beteiligt, zwölf von ihnen werden vom 26. bis 29. Mai zum Bundesfinale nach Paderborn fahren. Die sechs Arbeiten der Landessieger sind diesmal besonders hochwertig: So haben etwa Muska Ahmadsei und Alina Kröger vom Gymnasium Heidberg ein Frühwarnsystem für Vulkanausbrüche erarbeitet, das die Aktivität von Schlammvulkanen zur Vorhersage nutzt. Anhand von Bodenproben am Rande des Ätnas wiesen die beiden 17-Jährigen nach, dass ein Zusammenhang zwischen der Aktivität der Schlammvulkanfelder und der des Vulkans besteht. Die Forscherarbeit von Katarina Chapman (16) vom Gymnasium Hochrad beeindruckte die Fachwelt besonders: Die Schülerin bestrahlte Bakterienproben mit einem Laser und wertete anschließend die Streuungsmuster aus – eine schnelle und kostengünstige Methode zur Bakterienbestimmung, die von einigen Experten schon als „revolutionär“ bezeichnet wurde.

Richtungsweisend sind auch die anderen ausgezeichneten Arbeiten. Landessieger im Fachgebiet Biologie wurden die Schwestern Felicia (16) und Marie-Luise Michallek (13) vom Walddörfer-Gymnasium, die untersuchten, ob die elektromagnetischen Felder von Mobiltelefonen und WLAN -Routern Auswirkung auf das Pflanzenwachstum haben (sie haben!); im Fachgebiet Technik siegten Nick Michaelis, Lasse Michaelis und Falk-Vincent von Appen (alle 17) von der Stadtteilschule Blankenese mit einer Absturzsicherung für Drohnen. Im Fachgebiet Mathematik gab es sogar zwei Siegerprojekte: Alexander Schmidt (18) und Fabian Schneider (17) von Matthias-Claudius-Gymnasium haben eine neue Art von Zahlen, die sogenannten polyabundanten Zahlen, erfunden und bewiesen, und die Studenten und ehemaligen Hamburger Schüler Rami Aly (18) und Anton von Weltzien (19) überzeugten die Jury mit ihrem besonders kostengünstigen 3-D-Scanner.         

Auch die Landessieger des Einstiegswettbewerbs „Schüler experimentieren“, an dem die jüngeren Schüler bis 14 Jahre ihren Forschergeist unter Beweis stellen konnten, überzeugten die Jury mit tollen Projekten. So entwickelte der erst neun Jahre alte Ben Schirg von der Grundschule Brockdorffstraße eine umweltverträgliche Paste, die über Monate Schnecken aus dem Garten vertreibt – das könnte glatt ein Verkaufsschlager werden. Dafür gab es den 1. Preis im Fach Biologie. Ebenfalls auf den Markt bringen könnte man die Idee von Timothy Lehnich vom Gymnasium Ohmoor. Der 13-Jährige entwickelte einen Grillanzünder aus Kaffeesatz. Dafür gab es nicht nur den 1. Preis in der Kategorie Chemie, sondern auch den Sonderpreis „Erneuerbare Energien“ vom Bundeswirtschaftsministerium. Herzlichen Glückwunsch!  

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Aktuelles: Interview mit Ties Rabe zum Thema Ganztag –
neue „Hamburg macht Schule“ – Konzerttipp

• Der flächendeckende Ausbau der Ganztagsschulen kommt bei kleinen und großen Hamburgern gut an: Im laufenden Schuljahr 2015/16 bleiben rund 80 Prozent aller Grundschüler nachmittags freiwillig in der Schule. Die Teilnehmerzahlen sind damit erheblich höher als erwartet. Ursprünglich war man von einer Anmeldequote von 40 bis 50 Prozent ausgegangen. In einem Interview» spricht Bildungssenator Ties Rabe über aktuelle Entwicklungen.

• „Hamburg macht Schule“, Hamburgs Zeitschrift für Lehrkräfte und Elternräte, stellt in ihrer aktuellen Ausgabe das Thema Inklusion in den Mittelpunkt. Inklusion ist kein statischer Zustand, sondern ein fortwährender Prozess mit der Zielsetzung, Benachteiligung und Diskriminierung zu minimieren. In den Beiträgen der aktuellen Ausgabe werden unter anderem die Kulturpyramide, das interkulturelle Kompetenztraining, die Chancengerechtigkeit und die sexuelle Vielfalt angesprochen. Die „HmS“ wird in den Schulen verteilt und steht außerdem als Download» zur Verfügung.

• Tina Guo, international erfolgreiche Cellistin, wird im Rahmen ihrer Welt-Tournee die Staatliche Jugendmusikschule besuchen. Am Sonntag, 17. April, gibt die Musikerin im Miralles Saal, Mittelweg 42, zunächst ein kleines Konzert, unterrichtet danach Cello-Schüler und gibt zum Abschluss noch ein Interview. Die Cello-Solistin ist bekannt für ihren speziellen Sound und bewegt sich mit ihrer Musik im Crossover-Bereich zwischen Klassik, Pop & Rock, Film, Fernsehen und Games. Das Konzert beginnt um 17 Uhr, der Eintritt ist frei.

Schulschachturnier 2016: Rechtes Alsterufer gewinnt – Wanderpokal geht an Bugenhagenschule

Beim traditionsreichen Schulschachturnier „Rechtes Alsterufer gegen linkes Alsterufer“ holten in diesem Jahr die Schulen des rechten Alsterufers den Siegerpokal. Dort war der Jubel groß, denn in den letzten 60 Jahren haben die Spieler vom linken Alsterufer mehr als doppelt so häufig gewonnen wie die Spieler von der rechten Seite. Mit einem Endstand von 716,5 zu 587,5 Punkten konnten die Schulen des rechten Alsterufers jedoch in der Gesamtwertung seit 1958 aufholen und den Abstand auf 19 zu 36 verringern. Der goldene Wanderpokal ging in diesem Jahr an die Spieler der 13. Mannschaft der Bugenhagenschule Alsterdorf.

Rund 2.600 Schülerinnen und Schüler aller Schulformen waren am vergangenen Dienstag ins Congress Center Hamburg geströmt, wo Bildungssenator Ties Rabe mit dem obligatorischen ersten Zug das 59. Alsteruferturnier eröffnete. Der Eröffnungszug ging gegen die Stadtteilschule Ehestorfer Weg, die im vergangenen Monat als erste weiterführende Schule der Hansestadt das Qualitätssiegel „Deutsche Schachschule“ erhalten hatte. Nach zweieinhalb Stunden voller Konzentration endete das Turnier, bis dahin noch nicht beendete Partien wurden von den Schiedsrichtern abgeschätzt. Alle Partien werden grundsätzlich ohne Uhren gespielt. Das Alsteruferturnier ist eines der größten Schachturniere der Welt. Veranstalter ist die Behörde für Schule und Berufsbildung.

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