• Öko-Programm fifty/fifty an Hamburgs Schulen geht weiter: Energie sparen und Geld kassieren • Eignungstests für Gymnasien? Schulbehörde hält nichts von der Idee • Stadtteilschule Bergstedt und Grundschule Zollenspieker feiern Richtfest • Applaus, Applaus: Die fünf besten Theaterproduktionen aus Hamburger Schulen beim Theaterfestival • Aktion "Collaborative Classroom": Schule Elfenwiese gewinnt digitales Klassenzimmer
Öko-Programm fifty/fifty an Hamburgs Schulen geht weiter: Energie sparen und Geld kassieren
Wer sparsam mit Energie, Wasser und Abfall umgeht, entlastet die Umwelt und spart dazu noch bares Geld. In öffentlichen Gebäuden ist das Energiespar-Potenzial besonders groß – so auch in Schulen. Oft brennt hier das Licht oder die Heizung ist voll aufgedreht, obwohl kein Schüler mehr im Klassenraum ist. Das kostet unnötige Energie – und Geld. Mit dem Öko-Programm fifty/fifty hat Hamburg deshalb Mitte der 90er Jahre einen Anreiz geschaffen, das Energiekonzept an Schulen zu verbessern: Schüler und Lehrkräfte versuchen, so viel Strom und Wasser wie möglich zu sparen und teilen sich am Ende des Schuljahres den eingesparten Betrag mit der Stadt, machen also fifty/fifty. Auf diese Weise haben die 334 teilnehmenden Schulen seit 1994 jährlich bis zu 1,5 Millionen Euro erwirtschaftet – und bis zu 8.600 Tonnen Kohlendioxid vermieden. So viel Umweltschutz macht Eindruck: Die Hamburgische Bürgerschaft hat jetzt beschlossen, das erfolgreiche Projekt fortzusetzen.
Die Zahlen sprechen für sich: Bis 2011 haben Hamburgs Schulen rund 94 Millionen Kilowattstunden elektrischen Strom, 660 Millionen Kilowattstunden Heizenergie, 191.000 Tonnen Kohlendioxid und über eine Million Kubikmeter Wasser eingespart. Gespart: stolze 42,4 Millionen Euro bei Energie und Wasser sowie 6,6 Millionen Euro beim Abfall. Das entspricht beim Strom dem Jahresverbrauch von 34.000 Einzelhaushalten und im Heizenergiebereich dem Jahresverbrauch von 44.000 Haushalten. Noch beeindruckender ist die Ersparnis beim Wasserverbrauch: die Binnenalster – mal drei! Am Ende haben alle etwas von dem Öko-Programm: Den Schulen steht mehr Geld für ihre pädagogische Arbeit zur Verfügung, die Stadt zahlt weniger Geld für Abfall, Strom, Wärme und Wasser, und die Umwelt wird geschützt, da klimaschädliche Treibhausgase wie Kohlendioxid vermieden werden.
Damit fifty/fifty erfolgreich fortgesetzt werden kann, muss das Programm jetzt organisatorisch und inhaltlich angepasst werden. Denn im Laufe der Jahre haben sich die Rahmenbedingungen geändert: Viele Schulen wurden inzwischen umfangreich saniert oder neu gebaut und mit effizienteren Heizungsanlagen ausgestattet. Die Gebäude haben heute besser isolierende Fassaden und Fenster sowie smartere Beleuchtungsanlagen. Wegen der effizienteren Gebäudetechnik wird es für die Schulen immer schwerer, durch eigene Aktivitäten Energie einzusparen oder Kohlendioxid-Emissionen zu verringern. Das Öko-Programm muss also überarbeitet werden, wobei die verbesserte Gebäudetechnik künftig bei den Berechnungen zur Energieersparnis zu berücksichtigen ist. Dabei ist auch zu prüfen, ob und wie der Einsatz von Technologien zur Gewinnung von erneuerbaren Energien honoriert werden kann. Entsprechende Verbesserungsvorschläge für das Programm soll deshalb jetzt ein Ökoinstitut entwickeln.
Eignungstests für Gymnasien? Schulbehörde hält nichts von der Idee
In Hamburg gilt für alle Schülerinnen und Schüler weitgehend die freie Schulwahl. Eltern und Kinder dürfen sich für die Einstiegsklassen 1 und 5 jede Grundschule und jede weiterführende Schule - Stadtteilschule oder Gymnasium - selbst aussuchen, ohne äußere Vorgaben durch Politik oder Behörde. Zwar beraten die Klassenlehrer bei der Wahl der richtigen Schulform, doch das letzte Wort haben in Hamburg immer die Eltern. In der Hamburgischen Bürgerschaft wurde jetzt ein Antrag eingebracht, der dieses Elternwahlrecht beschneiden will. Der Vorschlag: Man solle einen Eignungstest für das Gymnasium einführen. Tatsächlich hat es in Hamburg früher einmal Aufnahmeprüfungen für Gymnasien gegeben, diese wurden jedoch 1968 zugunsten der freien Schulwahl abgeschafft. Die Schulbehörde hält nichts von der Idee, Aufnahmeprüfungen wieder einzuführen.
Das Verfahren der freien Schulwahl hat sich in Hamburg bewährt. Hamburger Eltern und Kinder sind durchaus in der Lage, eine kluge Entscheidung über die richtige Schule zu treffen. Jedes Kind soll auf die Schule gehen, auf der es seine Talente bestmöglich entfalten kann, ohne überfordert zu werden. Dabei ist allerdings nie auszuschließen, dass Eltern eine Schulform wählen, der das Kind vielleicht nicht gewachsen ist. Eine Abschulung nach Klasse 6, also der Wechsel vom Gymnasium auf eine Stadteilschule, ist immer eine seelische Belastung. Die Abschaffung des Elternwahlrechts kann solche Abschulungen nicht vermeiden. Das bestätigt ein Blick in die Nachbarländer: In sechs von 16 Bundesländern entscheiden die Lehrer nach Noten oder Aufnahmetests darüber, auf welche weiterführende Schule das Kind geht. Trotzdem gibt es auch hier weiterhin Abschulungen.
Prognosen über die künftige Lernentwicklung von Schülern sind ohnehin sehr unsicher. Niemand weiß mit Sicherheit, ob Viertklässler mit guten Leistungen in Klasse 7 noch genauso gut sind. Eignungstests sind deshalb keine Patentlösung – und erst recht keine Garantie. Vielmehr verlagern solche Tests die Belastung nur, und zwar in die Grundschule. Dort würde bereits für viele Achtjährige ein ungeheurer Lernstress und Zensurendruck mit Nachhilfe und Hausaufgabenmarathon beginnen, weil alle wissen: Das Zeugnis und der anschließende Eignungstest entscheiden über den weiteren Lebensweg.
Hinzu kommt, dass Lehrkräfte nicht immer objektiv urteilen und sich in ihren Prognosen auch irren können. Es ist gut möglich, dass ein und dasselbe Kind an einer anderen Grundschule einen ganz anderen Notendurchschnitt erreicht hätte. Von großer Bedeutung ist deshalb der regelmäßige Austausch der Eltern mit den Lehrkräften, denn nur so können sie die Lernentwicklung ihres Kindes begleiten und später – nach eingehender fachlich-pädagogischer Beratung durch den Klassenlehrer – die richtige Entscheidung treffen. Übrigens: Bundesweit folgen die meisten Eltern der Empfehlung des Klassenlehrers, auch in den Bundesländern, in denen die Lehrerempfehlung nicht bindend ist.
Stadtteilschule Bergstedt und Grundschule Zollenspieker feiern Richtfest
In dieser Woche feiern gleich zwei Schulen Richtfest: Seit Mittwoch hängt die Krone gut sichtbar am Erweiterungsbau der Grundschule Zollenspieker, am heutigen Freitag wird der Richtkranz an der Stadtteilschule Bergstedt aufgehängt. Die Grundschule Zollenspieker im idyllischen Südosten Hamburgs ist in den vergangenen zehn Jahren stark gewachsen. Da es in dem denkmalgeschützten Klinkerbau irgendwann zu eng wurde für die mittlerweile fast 200 Schülerinnen und Schüler, bekommt die Schule am Kirchenheerweg jetzt einen Neubau mit vier Klassenräumen, einer Schülerbibliothek sowie einem Werk- und Musikraum. Das zweigeschossige Gebäude bietet außerdem Platz für einen großen Ganztagesbereich mit Küche und Kantine. Damit Alt- und Neubau auch gut zueinander passen, bekommt der Erweiterungsbau eine zum Altbau passende Klinkerfassade und ein flaches Dach. Insgesamt investiert die Stadt rund 4,6 Millionen Euro in den Neubau, der bereits im September fertig sein soll.
Am anderen Ende der Stadt, in den Walddörfern, feiert die Stadtteilschule Bergstedt Richtfest für ihren riesigen Neubau: In dem 3.414 Quadratmeter großen Gebäude ist Platz für 16 allgemeine Unterrichtsräume, acht Differenzierungsräume, zwei Therapieräume, drei Unterrichtsräume für den Fachbereich Musik mit zwei Übungsräumen und zwei Physikräume inklusive deren Vorbereitungs- und Sammlungsraum. Auch der Ganztagsbereich mit Bibliothek, Mensa und Küche sowie die Verwaltung sind in dem dreigeschossigen Neubau untergebracht. Das Gebäude betritt man über ein großzügiges Foyer, das in den Kantinen- und Loungebereich führt, der nach Süden und Westen verglast ist. Links vom Eingangsfoyer befinden sich die Bibliothek und der Verwaltungsbereich, die Unterrichtsräume liegen in den beiden Obergeschossen. Dem leicht abgesenkten Speiseraum im Süden ist eine runde Außenterrasse in Form eines Amphitheaters vorgelagert. Insgesamt werden am Standort 9,38 Millionen Euro investiert. Wenn alles planmäßig läuft, sind die Bauarbeiten im November beendet.
Applaus, Applaus: Die fünf besten Theaterproduktionen aus Hamburger Schulen beim Theaterfestival
Am Dienstag und Mittwoch ging Hamburgs größtes Schultheater-Festival „Theater macht Schule“ (tms) über die Bühne. Unter dem diesjährigen Motto „THEATER.SPRACHEn“ stellten Schülerinnen und Schüler der fünf ausgezeichneten Schulen ihre Arbeiten einem größeren Publikum auf einer professionellen Bühne vor, diesmal im Malersaal des Deutschen Schauspielhauses und im Ernst-Deutsch-Theater. Aufgeführt wurden die Stücke „Kindheitsträume“ (Gymnasium Hummelsbüttel, Jahrgang 11), Max Frischs „Andorra“ (Gymnasium Blankenese, Jahrgang 9), „Babylon is fucked up, mon amuhr“ (Stadtteilschule Max Schmeling, Jahrgang 9), „Romeo und Juliet“ (Ida-Ehre-Stadtteilschule, Jahrgang 7) und „So ein Theater (Rotkäppchen)“ von den Jahrgängen 6 bis 9 des Gymnasiums Hochrad.
Seit 1990 werden jährlich die besten Theaterproduktionen aus Hamburger Schulen aufgeführt. Unter der Leitung von professionellen Schauspielern, Regisseuren und Theaterpädagogen verfeinern Schulgruppen in Workshops und bei Unterrichtsbesuchen ihre bereits im normalen Schulalltag angefangenen Produktionen. Die fertigen Inszenierungen der Schultheatergruppen werden dann auf den großen Bühnen der Stadt gezeigt. In Hamburg ist das Fach Theater verpflichtendes Unterrichtsfach an allen allgemeinbildenden Schulen. Die Hansestadt ist übrigens das einzige Bundesland, welches Theater als verbindliches Unterrichtsfach schon in der Grundschule berücksichtigt. Das Festival tms wird veranstaltet vom Fachverband Theater in Schulen e.V. Hamburg und der Schulbehörde mit Unterstützung vieler Hamburger Theater.
Aktion „Collaborative Classroom“: Schule Elfenwiese gewinnt digitales Klassenzimmer
Die Schule Elfenwiese geht in Richtung digitaler Bildung einen großen Schritt nach vorn: Bei der Aktion „Collaborative Classroom“, im Herbst letzten Jahres, ausgeschrieben vom Netzwerk Digitale Bildung, konnte sich die Marmstorfer Sonderschule mit ihrer Bewerbung durchsetzen und wird nun mit einem digitalen Klassenzimmer – dem sogenannten „Collaborative Classroom“ – mit interaktiver Soft- und Hardware im Wert von 20.000 Euro ausgestattet. Zum Equipment gehören neben zwei Smart Boards, zwei Computern und einer Kamera auch Schulungen für die Lehrkräfte.
Bei der staatlichen Ganztagsschule mit dem Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung stehen die besonders heterogenen Bedürfnisse und Fähigkeiten der rund 200 Schülerinnen und Schüler im Mittelpunkt. In einem ganzheitlichen Ansatz verknüpft die Schule schon jetzt den Einsatz digitaler Medien mit individuellen Therapien: So gleicht etwa ein Programm zur Augensteuerung motorische Beeinträchtigungen aus. „Mit dem digitalen Klassenzimmer möchten wir bisherige Konzepte erweitern“, erklärt Schulleiter Peter Holtz. „Für unsere Schüler bauen wir damit die Möglichkeiten aus, selbstbestimmt und gleichzeitig gemeinschaftlich zu lernen.“ Mitgedacht ist auch die Weiterbildung von Pädagogen. Die Lehrkräfte wollen ihre Erfahrungen nicht nur schulintern weitergeben, sondern auch mit Hamburger Schulen teilen, die Fragen zur Inklusion haben.
Das Netzwerk Digitale Bildung hatte die Aktion „Collaborative Classroom“ im Herbst 2015 bundesweit ausgeschrieben. Bis Ende Februar konnten allgemeinbildende und berufliche Schulen mit einem Motivationsschreiben daran teilnehmen. 73 Schulen aus 15 deutschen Bundesländern und Österreich haben sich beworben – und die Schule Elfenwiese hat gewonnen. Gratulation!