• Abitur-Probeklausur in Mathematik: Umfangreicher, schwerer und komplexer • Bildungssenator zum Mathe-Abitur: "Wir achten auf die richtige Balance" • Mathe-Probeklausur zum Nachrechnen: Ganz schön anspruchsvoll! • Wechsel an der Behördenspitze: Dr. Michael Voges geht, Rainer Schulz kommt • Schule schwänzen aus religiösen Gründen nicht gestattet - Gericht bestätigt Hamburgs Praxis • Nachwuchs-Filmfestival "abgedreht": Zwei 13-Jährige von der Elbschule ausgezeichnet • Frisch aus der Druckerpresse: Das neue Programm der Hamburger Volkshochschule
Abitur-Probeklausur in Mathematik: Umfangreicher, schwerer und komplexer
Die Generalprobe hätte besser sein können: Die Mathematik-Probeklausur, die Hamburgs Schülerinnen und Schüler im Dezember unter den neuen Bedingungen des bundesweiten Zentralabiturs geschrieben haben, ist ziemlich schlecht ausgefallen. Erste Rückmeldungen aus Hamburgs Stadtteilschulen und Gymnasien weisen auf einen Notendurchschnitt von 3,9 hin – ein deutlich schlechterer Wert als beim Mathe-Abitur im letzten Sommer (3,2). Die Probeklausur zählt zu fünf Prozent in die Abiturnote im Fach Mathematik hinein. Damit den Abiturienten nun keine Nachteile entstehen, werden die Klausurergebnisse nachträglich um eine Note heraufgesetzt.
Probeklausuren vor den Abiturprüfungen sind an sich nichts Neues, doch zum ersten Mal mussten Hamburgs Schüler die Probearbeit unter den erschwerten Bedingungen des bundesweiten Zentralabiturs schreiben. Im Unterschied zu früher werden jetzt nicht mehr zwei, sondern erstmals drei Aufgabenbereiche - Analysis, Analytische Geometrie und Stochastik - getestet. Die Aufgaben sind außerdem komplexer und es gibt mehr Teilaufgaben. Allerdings muss auch berücksichtigt werden, dass den Oberstufenschülern wegen des vorgezogenen Zeitpunkts der Probeklausur noch rund 20 Prozent der Mathe-Unterrichtsstunden und eine Menge an Übungszeit fehlte, die bis zum Abitur noch genutzt werden kann. Gerade die vor dem Abitur übliche und wichtige Wiederholungs- und Übungsphase sämtlicher Mathematik-Themen war beim Klausurtermin im Dezember noch nicht eingeleitet.
Trotzdem ergreift die Schulbehörde weitere Maßnahmen, damit Hamburgs Schüler im Frühsommer gut vorbereitet in die Abiturprüfung gehen. So sollen alle Schulen mindestens zwölf zusätzliche Übungs- und Vorbereitungsstunden für Mathematik in der für Abiturienten normalerweise unterrichtsfreien Zeit vom 11. bis 18. April als Angebot organisieren. Für Wackelkandidaten sollen eine zusätzliche Lernförderung am Nachmittag eingerichtet und weitere Übungsaufgaben im Internet veröffentlicht werden. „Das Ergebnis der Probeklausur zeigt, wie richtig es war, dass wir die neuen Mathematikaufgaben unter echten Abiturbedingungen getestet haben“, betont Senator Rabe. Noch sei genug Zeit, um die Vorbereitung auf das Abitur zu intensivieren, damit Hamburgs Schüler ein gutes Abitur schaffen. Rabe: „Aber es darf kein Abitur ‚light‘ sein, sondern ein Abitur auf Bundesniveau.“
Bildungssenator: „Wir achten auf die richtige Balance“
Hamburgs Bildungssenator Ties Rabe erklärt zum Thema Mathematik-Abitur: „Hamburgs Abitur wird in Zukunft bestimmt nicht leichter. Und wir müssen uns dieser Herausforderung stellen, denn wir wollen in Hamburg kein ‚Abi-light‘, sondern ein Abitur auf Bundesniveau. Deshalb müssen und werden wir uns gemeinsam auf allen Ebenen tüchtig anstrengen. Da macht es keinen Sinn, wenn sich nach jeder schlechten Klausur Eltern, Schüler, Lehrer und Schulbehörde gegenseitig die Schuld in die Schuhe schieben. Jeder muss bei sich selbst anfangen und überlegen, was er selbst zur Verbesserung beitragen kann. Wer sich jedoch anstrengt, den lassen wir nicht allein, sondern der kann sich auch künftig darauf verlassen, dass die Schulbehörde sorgfältige und vernünftige Maßstäbe anlegen und nicht mit der Brechstange agieren wird. Die Heranführung des Hamburger Abiturs an bundesweite Standards ist ein Prozess über mehrere Jahre. In diesem Prozess werde ich wie bisher auf die richtige Balance zwischen notwendiger Anstrengung und unsinniger Überforderung achten.“
Mathe-Probeklausur zum Nachrechnen: Ganz schön anspruchsvoll!
Die Abitur-Probeklausur im Fach Mathematik, die im Dezember an allen Hamburger Stadtteilschulen und Gymnasien geschrieben wurde, hatte es in sich. Ein halbes Jahr vor den „echten“ Abiturprüfungen im Mai bekamen Hamburgs Schülerinnen und Schüler Aufgaben aus den Bereichen Analysis, analytische Geometrie und Stochastik vorgelegt, die jenen Beispielaufgaben entsprachen, die für das erste bundesweite Zentralabitur entwickelt wurden. Die Aufgaben sind im Vergleich zu früher schwerer, umfangreicher und komplexer – entsprechend schlecht fiel das Ergebnis aus. Im Folgenden ein Auszug einer Abitur-Probeklausur, die das hohe Anforderungsniveau unter den neuen Bedingungen bundesweit einheitlicher Aufgaben verdeutlicht. Es geht um Wahrscheinlichkeitsrechnung (Stochastik):
„In einer Praxis für Physiotherapie arbeiten zwei Physiotherapeutinnen, A und B, die pro Jahr eine unterschiedliche Anzahl von Patienten behandeln. Nach Beendigung der Therapie werden die Patienten bezüglich ihrer Zufriedenheit befragt. Sie haben die Wahl zwischen vier Bewertungsstufen, denen jeweils eine Zahl zugeordnet ist. Die Ergebnisse der Befragungen für ein Jahr sind in einer Tabelle festgehalten.“ Dann folgen insgesamt sechs Aufgaben, teilweise mit weiteren Unteraufgaben. Es fängt mit einer relativ simplen Frage an: „Berechnen Sie den Anteil aller Patienten der Praxis, die mit ihrer Physiotherapie zufrieden waren.“ Eine andere Frage ist schon komplizierter: „Die Varianz der Bewertungen für Therapeutin B ist 0,8. Bestätigen Sie rechnerisch, dass die Varianz der Bewertungen für Therapeutin A mehr als doppelt so groß ist.“
Doch es wird noch schwerer für die Prüflinge. Hier die letzte Aufgabe: „Durch eine Umstrukturierungsmaßnahme soll in Zukunft Therapeutin A genauso viele Patienten behandeln wie Therapeutin B. Außerdem wird zur Entlastung der beiden eine dritte Therapeutin C eingestellt. Erfahrungswerte zeigen, dass 57 Prozent ihrer Patienten zufrieden sind. Die Wahrscheinlichkeiten der Patientenzufriedenheit bleiben bei den Therapeutinnen A und B unverändert. Ermitteln Sie den Patientenanteil, den die Therapeutin A bzw. Therapeutin B nun übernehmen müssen, sodass die Wahrscheinlichkeit, dass ein zufällig ausgewählter Patient zufrieden ist, den Wert 0,575 hat.“ Ob diese und die anderen Aufgaben wirklich alle, die das Hamburger Abitur als zu leicht kritisieren, lösen können? Viel Spaß dabei!
Wechsel an der Behördenspitze: Dr. Michael Voges geht, Rainer Schulz kommt
Am vergangenen Mittwoch wurde der höchste Beamte der Schulbehörde, Dr. Michael Voges, mit einer kleinen Feierstunde in den Ruhestand verabschiedet. Rund 130 Kollegen, Amtsleiter und Abteilungsleiter aus dem Haus waren in den 16. Stock gekommen, um ihrem langjährigen Vorgesetzen Tschüs zu sagen – und gleichzeitig seinen Nachfolger zu begrüßen. Rainer Schulz, bisheriger Geschäftsführer des Hamburger Instituts für berufliche Bildung (HIBB), wurde von Hamburgs Erstem Bürgermeister Olaf Scholz zum neuen Staatsrat ernannt.
Mit Michael Voges verliert die Hamburger Verwaltung nicht nur einen überaus erfahrenen, sondern gleichzeitig ihren dienstältesten „Senatssyndicus“, wie die Staatsräte in der Hamburger Verfassung von 1952 noch genannt wurden. 2006 vom damaligen Bürgermeister Ole von Beust berufen, war der Sozialdemokrat insgesamt elf Jahre lang als Staatsrat in verschiedenen Behörden tätig. Mit der Hansestadt ist der gebürtige Bremer beruflich bereits seit 1992 eng verbunden: zunächst als Referatsleiter in der Vertretung der Hansestadt beim Bund in Bonn, später in unterschiedlichen Leitungsfunktionen in der Schulbehörde und der Senatskanzlei. Auch über die Grenzen Hamburgs hinaus hat der 64-Jährige die deutsche Bildungspolitik entscheidend mitgestaltet. Als Vorsitzender der Amtschefkommission Qualitätssicherung in Schulen der Kultusministerkonferenz, als Mitglied in der Steuerungsgruppe von Bund und Ländern und als Vorsitzender des Kuratoriums des Berliner IQB hat er wichtige länderübergreifende Projekte auf den Weg gebracht. Darunter die Bund-Länder-Initiative zur Förderung leistungsstarker Schüler und die Digitalstrategie der Kultusministerkonferenz. Promoviert hat der Verwaltungsexperte übrigens in einem ganz anderen Gebiet - Michael Voges ist Doktor der Philosophie.
Mit Rainer Schulz als neuem Staatsrat hat der Erste Bürgermeister einen erfahrenen Mann ins Amt geholt. Als langjähriger Leiter des HIBB kennt sich der 58-Jährige sowohl mit dem Verwaltungsapparat als auch mit der Hamburger Schullandschaft bestens aus. Nach seinem Lehramtsstudium und anschließenden Aufbaustudium der Sonderpädagogik durchlief Schulz verschiedene Stationen an Hamburger Berufsschulen. Zunächst als Lehrer, später als Schulleiter der Staatlichen Handelsschule für Blinde und Sehbehinderte und zuletzt als Leiter der Staatlichen Fachschule für Sozialpädagogik. Ab 2004 war Schulz im Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung als Abteilungsleiter in der Lehrerausbildung tätig, bevor er 2008 Geschäftsführer des Hamburger Instituts für berufliche Bildung wurde. Auch auf Bundesebene ist der Familienvater kein Unbekannter: Auf der Kultusministerkonferenz ist Schulz als Experte der beruflichen Bildung und Weiterbildung ein gefragter Gesprächspartner.
Schule schwänzen aus religiösen Gründen nicht gestattet - Gericht bestätigt Hamburgs Praxis
In Hamburg ist es Schulkindern – egal welcher Religion sie angehören - grundsätzlich nicht gestattet, wegen ihres Glaubens dem Unterricht fernzubleiben. Wer es dennoch tut, verstößt gegen die Schulpflicht und muss mit Konsequenzen rechnen. Schulschwänzen wird in Hamburg rigoros bestraft: mit disziplinarischen Maßnahmen, Bußgeldern und im schlimmsten Fall sogar mit Jugendarrest. Durch ein aktuelles Gerichtsurteil sieht sich die Schulbehörde in ihrer Haltung bestätigt: Muslimische Schülerinnen können zur Teilnahme am Schwimmunterricht verpflichtet werden - das hat jetzt der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte entschieden.
Im aktuellen Fall hatten muslimische Eltern aus der Schweiz ihren Töchtern verboten, am Schwimmunterricht teilzunehmen. Die Klage wurde abgewiesen, die Eltern mit einem Bußgeld bestraft. Die Straßburger Richter kamen zu dem Urteil, die Pflicht zum Besuch des Schwimmunterrichts sei zwar ein „Eingriff in die Religionsfreiheit", diene aber dem höheren Ziel einer „gelungenen sozialen Integration nach den örtlichen Sitten und Gebräuchen“. Bereits 2013 hatte das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig eine ähnliche Klage einer muslimischen Familie aus Frankfurt am Main abgewiesen. Auch außerhalb der Schule bekäme die Schülerin im Sommer Jungen mit nacktem Oberkörper zu Gesicht, argumentierten die Richter damals. Die Schule müsse diese „gesellschaftliche Realität“ nicht ausblenden.
In Hamburg wird die Schulpflicht konsequent umgesetzt, auch beim gemeinsamen Sportunterricht von Jungen und Mädchen. Ob christlich, muslimisch, alevitisch, jüdisch, buddhistisch oder hinduistisch - alle Hamburger Schüler sind gleichermaßen zum Schulbesuch verpflichtet. Im Schuljahr 2015/16 haben nur sieben der 338 staatlichen Schulen einzelne Sportkurse nach Geschlechtern getrennt, allerdings in keinem Fall aus religiösen Motiven, sondern um den Sportunterricht effektiver zu gestalten. Gleiches gilt für das Schulschwimmen, für das in Hamburg – entgegen anderslautender Gerüchte – ebenfalls keine Ausnahmen gemacht werden. Auch Mädchen muslimischen Glaubens müssen ins Wasser, zur Not im Burkini statt im Badeanzug.
Nachwuchs-Filmfestival „abgedreht“: Zwei 13-Jährige von der Elbschule ausgezeichnet
In den 1980er Jahren hoben ein paar engagierte Medienpädagogen und Filmschaffende aus Hamburg ein Festival aus der Taufe, das bis heute Bestand hat: „abgedreht“ ist das größte Nachwuchs-Filmfestival der Stadt. Zahlreiche Filmkarrieren haben hier ihren Anfang genommen, Regisseure wie Fatih Akin oder Özgür Yildirim durften hier ihre Erstlingswerke zeigen. Beim 28. Festival im Metropolis Kino gab es jetzt eine ganz besondere Vorstellung: Für die Schülerinnen und Schüler der Elbschule wurde simultan in Gebärdensprache übersetzt. Und das hatte seinen Grund: Zwei gehörlose Schüler des Othmarschener Bildungszentrums wurden für ihren einminütigen Animationsfilm „Fressen und gefressen werden“ mit einem der begehrten Preise ausgezeichnet.
Die Elbschüler Diyar Aksu (13) und Rowan Fischer (13) überzeugten die Jury mit ihrem Kurzfilm, für den sie in dreimonatiger Detailarbeit eine Unterwasserwelt geschaffen haben, die den Zuschauer eintauchen lässt. Die Filmgeschichte verzichtet komplett auf Töne oder Dialoge und wird allein über die Kraft der Bildsprache erzählt. „Der Facettenreichtum in diesen 60 Sekunden begeistert nicht nur den Meeresbiologen“, lautete das begeisterte Urteil der Juroren. Hinter dem dargestellten Kreislauf des Lebens könne gar eine sozialpolitische Kritik gelesen werden.
Die Elbschule ist die einzige Schule, die mit einem Preis ausgezeichnet wurde – und dass, obwohl dieses Mal unter den rund 200 Einreichungen aus Hochschulen, Schulen, Jugendprojekten oder von Einzelpersonen eine überdurchschnittlich große Anzahl von Filmen aus Hamburger Schulen dabei waren. „Die insgesamt 108 Filme von 29 Schulen sind ein schöner Beleg dafür, dass Filmbildung auch im Unterricht an Bedeutung gewinnt“, sagt Klaus Küchmeister vom Referat Medienpädagogik der Schulbehörde. Das Filmfestival wird ausgerichtet vom Jugendinformationszentrum (JIZ), vom jaf - Verein für medienpädagogische Praxis und vom Referat Medienpädagogik am Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung.
Frisch aus der Druckerpresse: Das neue Programm der Hamburger Volkshochschule
Mit einer Angebotspalette von 28 Sprachen ist die Hamburger Volkshochschule (VHS) die größte Sprachschule für Erwachsene Norddeutschlands. Doch auch die anderen Angebote des gerade erschienenen Kursprogramms für 2017 sind nicht weniger umfangreich: Unterteilt in die Bereiche Kultur, Hamburg, Gesundheit, Kochen, Gesellschaft, Politik, Natur, Beruf und Persönlichkeit finden sich rund 7.000 Angebote im neuen Gesamtprogramm. Neben dem großen Spektrum der kulturellen Bildung boomt vor allem der Gesundheitsbereich: Fitnesskurse ebenso wie Ernährungs- und Kochkurse, zum Beispiel in Kooperation mit der Sarah Wiener Stiftung oder der Hamburger Initiative von Slow Food. Das aktuelle Programm liegt ab sofort in allen VHS-Zentren und Bücherhallen kostenlos zur Mitnahme bereit.