Rechtschreibung soll besser werden: Maßnahmenpaket tritt zum neuen Schuljahr in Kraft
„Darüber hinaus“ oder „darüberhinaus“ – zusammen oder auseinander? Wie würden Sie es schreiben? In Zukunft sollen Hamburger Schülerinnen und Schüler solche Rechtschreibphänomene genauer kennen und auch richtig schreiben. Denn die Rechtschreibung soll besser werden. Das fordert Bildungssenator Ties Rabe und stellte am Dienstag ein umfangreiches Maßnahmenpaket vor: „Wir müssen und wir wollen in diesem Bereich mehr tun und besser werden: Rechtschreibung ist eine Schlüsselkompetenz. Wer die Rechtschreibung nicht beherrscht, hat es viel schwerer, sicher zu lesen, Texte richtig zu verstehen und gut zu schreiben. Ich appelliere auch an Hamburgs Lehrkräfte, diesen Bereich mit großem Ernst und Nachdruck zu unterrichten.“
In Zukunft wird es einen Masterplan geben, der den Rechtschreibunterricht genau regelt. In allen Grundschulen soll mindestens ein Sechstel des Deutschunterrichts auf Rechtschreibung verwendet werden. Ein weiteres Sechstel soll zusätzlich zum Schreiben von Texten genutzt werden. Die bisher zur Diagnose eingesetzte „Hamburger Schreibprobe“ wird durch die verbesserte Version „Schnabel“ ersetzt. Außerdem wird es sechs statt bisher vier Deutsch-Klassenarbeiten pro Jahr geben. Die zwei zusätzlichen Arbeiten werden ausschließlich Rechtschreibung-Klassenarbeiten sein, und die darin gemachten Rechtschreibfehler sollen Schülerinnen und Schüler zukünftig in jedem Fall korrigieren. Diese „Korrekturpflicht“ sorgt dafür, dass das richtige Schreiben immer wieder geübt wird.
Zusätzlich wird die Hamburger Schulbehörde in Zusammenarbeit mit Schleswig-Holstein für Lehrkräfte sogenannte „Webinare“ entwickeln. Das sind interaktive Schulungsangebote für Lehrerinnen und Lehrer zum Thema Rechtschreibung. Die Maßnahmen werden bereits zum kommenden Schuljahr auf den Weg gebracht - damit Schülerinnen und Schüler in Hamburg „darüber hinaus“ in Zukunft richtig schreiben.
Die Zahl der Hauptschulen ist deutschlandweit um fast die Hälfte geschrumpft, die Zahl der Realschulen ging um 39 Prozent zurück. Umgekehrt hat sich die Zahl der integrierten Schulen wie beispielsweise der Hamburger Stadtteilschulen fast verdoppelt. Das zeigt der siebte nationale Bildungsbericht, der vergangene Woche in Berlin vorgestellt wurde. Für Hamburgs Bildungssenator Ties Rabe bestätigt der Bericht gleich mehrfach die Hamburger Schulpolitik: „So wird das Zwei-Säulensystem aus Stadtteilschule und Gymnasium zum bundesdeutschen Standard. Auch freuen wir uns darüber, dass eine Reihe weiterer Hamburger Schulreformen wie der Ausbau der Ganztagsschulen den bundesdeutschen Trend vorweggenommen hat.“
Der Bildungsbericht wurde von Wissenschaftlern des Deutschen Instituts für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) erarbeitet und beschreibt die Entwicklung des deutschen Bildungswesens von der Kita über Schule, Berufsschule und Hochschule bis zur Weiterbildung. Das Bericht liefert eine Vielzahl von Daten und Informationen. Auffällig ist der starke Zuwachs der so genannten Bildungsteilnehmer. So stieg die Zahl der Kita-Kinder in den letzten zehn Jahren um rund 550.000 an, auch die Zahl der Studierenden nahm stark zu. 2016 besuchten rund 17 Millionen Kinder, Jugendliche oder Erwachsene eine Bildungseinrichtung. Die Gründe: Mehr Geburten, mehr Zuwanderung, aber auch früherer Besuch in den Kitas und längerer Aufenthalt in Schule und Hochschule.
Auffällig ist der anhaltende Trend zu höheren Schulabschlüssen. Von 2006 bis 2016 stieg der Anteil der Abiturienten von 30 auf 41 Prozent, allerdings mit deutlichen regionalen Unterschieden. Insbesondere in den Großstädten ist die Quote der Abiturienten deutlich höher. In Hamburg lag sie 2016 beispielsweise bei 54 Prozent. Der Anstieg ist offensichtlich auf eine höhere Durchlässigkeit im Schulsystem zurückzuführen, die vor allem auf dem Ausbau der sogenannten integrierten Schulformen – wie der Hamburger Stadtteilschule – und dem Rückgang der Haupt- und Realschulen zurückzuführen ist. Rabe: „Fast alle Bundesländer sind auf dem Weg zu einem Zwei-Säulensystem, wie es Hamburg und fünf weitere Länder bereits haben. Dieses Schulsystem bietet mehr Chancen, wird von Kindern und Eltern bevorzugt und setzt sich bundesweit durch.“
Stadtteilschule feiert Jubiläum: 330 Jahre Schule in Poppenbüttel
Die heutige Stadtteilschule Poppenbüttel gehört zu den ältesten Schulen Hamburgs. Die Anfänge der „Unterrichtung der Kinder“ im ländlichen Stadtteil Poppenbüttel sind auf das Jahr 1688 datiert. Das hamburgische Domkapitel finanzierte die erste Lehrkraft – das war übrigens für die damalige Zeit erstaunlicherweise eine Frau – und ein neues Schulgebäude. Vom alten Gemäuer ist heute nichts mehr übrig, aber eine Schule gibt es am Schulbergredder immer noch. Am heutigen Freitag feiert die Stadtteilschule Poppenbüttel ihr 330-jähriges Bestehen mit einem großen Fest.
Vor 330 Jahren protokollierte das hamburgische Domkapitel: „Unsere Leute zu Poppenbüttel hätten sich beklagt, daß ihre Kinder dort niemand hätten, der Sie im Christenthum informirte…“. Für die Kinder der Poppenbüttler Bauern stand damals vorwiegend Lesen, Schreiben und Katechismus auf dem Stundenplan - nicht zu vergleichen mit dem heutigen Fächerkanon von A wie Arbeitslehre bis Z wie Zukunftswerkstatt. Auf das Schuljubiläum haben sich die Schülerinnen und Schüler gut vorbereitet: In der vergangenen Projektwoche haben sie sich ausgiebig mit der Schulgeschichte beschäftigt.
Übrigens: Die Klassen 5a und 7c sowie das Geschichtsprofil des 12. Jahrgangs wollen auch künftig am Thema bleiben: Für Interviews suchen die Schüler Zeitzeugen, die früher im Schulbergredder oder am Poppenbüttler Stieg in Hummelsbüttel zur Schule gegangen sind. Bitte melden unter 428 892 211 oder per Email: Bauer-Schule@tcbau.de
Abteilungsleiter Thomas Mönkemeyer mit Schülerin Liev Fanke (l.) und Tischlerin-Azubi Anna-Lena Schumann. Foto: HIBB
Berufsschule gestaltet Unterricht im Sinne der Nachhaltigkeit – und gewinnt dafür einen Preis
„Die Welt Stück für Stück besser machen“, das ist Leitgedanke an der berufsbildenden Schule Holz Farbe Textil (BS 25) in Eilbek. Lehrer- und Schülerschaft gestalten dort Unterricht im Sinne von Nachhaltigkeit und globaler Entwicklung. Für dieses Engagement hat die Schule jetzt den mit 5.000 Euro dotierten Preis „Alle für eine Welt für alle“ im Bereich Entwicklungspolitik gewonnen – und das bereits zum zweiten Mal. Die Schirmherrschaft des bundesweiten Wettbewerbs hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier übernommen.
„Das Restholz im Keller der Schule lässt sich noch prima verwerten“, meint Anna-Lena Schumann. Die Auszubildende im Tischlerhandwerk fertigt daraus unter anderem Holzbrettchen für den Frühstückstisch. Ihre Arbeit kommt der Projektgruppe zugute, die zur Partnerschule nach Mosambik reisen will. Anna-Lena ist dabei, sie wird zusammen mit mehreren Mitschülern nach Afrika fliegen und dort den Spielplatz nahe einer Zahnprophylaxestation gestalten. Durch Projekte wie dieses setzen Schüler und Lehrkräfte an der BS 25 die Leitgedanken „Nachhaltigkeit“ und „Globale Entwicklung“ ganz pragmatisch und möglichst umfassend in immer mehr Bildungsgängen an der Schule um.
Zeugnistelefon bietet Beratung für Schülerinnen und Schüler
Am letzten Schultag vor den Sommerferien erhalten alle Schülerinnen und Schüler in Hamburg ihre Zeugnisse. Für alle Kinder, Jugendlichen und Eltern, denen das Zeugnis Sorgen bereitet, haben die Regionalen Bildungs- und Beratungszentren (ReBBZ) der Schulbehörde eine Hotline eingerichtet. Unter der Telefonnummer 4 28 99 20 02 sind von Montag bis Donnerstag, 3. bis 5. Juli, jeweils in der Zeit von 8 bis 16 Uhr erfahrene Berater im Einsatz. Schulpsychologen, Sozialpädagogen und Lehrkräfte können dabei helfen, Ursachen für schulische Schwierigkeiten zu finden und Wege aus einer Krisensituation aufzeigen. Die Beratung ist vertraulich und auf Wunsch auch anonym. Ausschließlich für Schüler bieten die ReBBZ zusätzlich einen E-Mail-Beratungs-Service an: schueler-zeugnisdienst@bsb.hamburg.de
Ruheräume und Roboter: Hamburger Schulen gewinnen internationalen Ideenwettbewerb
Wie sieht in Zukunft die perfekte Schule aus? 2.000 Schülerinnen und Schüler aus 27 Ländern hatten ihre Ideen für die Schule von morgen im Rahmen des internationalen Ideenwettbewerbs „Schools of Tomorrow“ des Hauses der Kulturen der Welt in Berlin in Kooperation mit der ZEIT-Verlagsgruppe sichtbar gemacht. Von Tieren in der Schule, mehr digitalen Medien im Unterricht bis hin zu Robotern und Hologrammen – die Wünsche und Ideen der 5 bis 19-jährigen Teilnehmenden sind vielfältig; viele dabei aber auch bescheiden – saubere und praktische Toilettenräume, ein respektvoller Umgang miteinander, Ruheräume. „Wir wollen keine Lernfabrik, sondern Räume, in denen wir gerne sind und uns wohlfühlen“, erklärt Cindy (15) vom Gymnasium Allermöhe.
Für die Veranstaltung rund um den Wettbewerb wurde das Haus der Kulturen der Welt selbst zu einer Zukunftsschule: In Workshops, Diskussionen und Experimenten konnten die Teilnehmenden die praktische Umsetzung einiger Ideen testen. In Anwesenheit von Bundespräsident und Schirmherr des Wettbewerbs, Frank-Walter Steinmeier, stellten die Schüler ihre zukunftsweisenden Projekte vor. Zwei Hamburger Schulen überzeugten die Jury: Die Theodor-Haubach-Schule aus Altona gewann mit der Bilderreihe „Unsere Schule – unsere Wünsche!“ den ersten Preis in der Kategorie 5 bis 9 Jahre, das Gymnasium Allermöhe in Bergedorf gewann den ersten Preis in der Kategorie 15 bis 19 Jahre mit ihrem „Swampnasium“, einem umfangreichen Konzept für ein Kunstlabor. Aus den bedeutendsten Wünsche, Ideen und Forderungen an eine Schule der Zukunft entstand ein Manifest.
Gespräch mit DSD-Absolventen auf dem Podium. Foto: BSB
Aktuelles: Deutsches Sprachdiplom – Sommerkonzert
• 323 ehemalige und aktuelle Schülerinnen und Schüler der Internationalen Vorbereitungsklassen (IVK) an Hamburgs Schulen haben vergangene Woche ihr Deutsches Sprachdiplom (DSD) erhalten. Das DSD ist ein Sprachzertifikat, das man früher nur im Ausland erwerben konnte. Seit 2011 wird die Prüfung auf dem Niveau A2/B1 des gemeinsamen europäischen Referenzrahmens für Sprachen auch im Inland angeboten. Bei der Einführung dieser Prüfung im Inland hat Hamburg die Vorreiterrolle gespielt. Mittlerweile legen bundesweit mehr als 13.000 neu zugewanderte Jugendliche die DSD-Prüfung ab.
• Die Jazz-Rock-Pop-School der Staatlichen Jugendmusikschule Hamburg (JMS) lädt für Sonntag, 1. Juli, zum Sommerkonzert in die Markthalle, Klosterwall 11, ein. Ab 18 Uhr präsentieren Bands und Ensembles der JMS Songs aus Pop, Rock, Jazz und Musical. Ob Bläser-Sound, rockige Gitarren, treibende Drumgrooves oder souliger Gesang - die rund 80 fortgeschrittenen Schülerinnen und Schüler der Jazz Rock Pop School haben es drauf. Der Eintritt kostet fünf Euro, Schüler zahlen drei Euro. Karten gibt es an der Abendkasse.