Hamburgs Antwort auf die Gretchenfrage: Religionsunterricht für alle
In Hamburg hat man längst erkannt, dass die großen Religionen viel mehr eint als sie trennt. Deswegen gibt es in der religiös und kulturell vielfältigen Hansestadt zukünftig einen Religionsunterricht für alle. Das heißt: Kinder aller Glaubensrichtungen und auch Kinder, deren Familien keiner Religionsgemeinschaft angehören, werden gemeinsam im Fach Religion unterrichtet. Die Inhalte des Schulfaches Religion wurden bislang allein von der evangelischen Kirche verantwortet. Zukünftig wird das Fach Religion in Hamburg zusätzlich mit der jüdischen Gemeinde, den drei islamischen Religionsgemeinschaften Hamburgs, der alevitischen Gemeinde und dem katholischen Erzbistum gleichberechtigt abgestimmt.
Das ist bundesweit einmalig und hat auch ganz konkrete Folgen: Nicht mehr nur evangelische, sondern auch jüdische, muslimische, alevitische und voraussichtlich auch katholische Lehrkräfte können von nun an den Religionsunterricht erteilen. Anders als in anderen Bundesländern wird der Religionsunterricht jedoch auch zukünftig nicht von Geistlichen oder Mitarbeitenden der Religionsgemeinschaften unterrichtet. Für alle Religionslehrkräfte gilt weiterhin, dass sie ein vollständiges Studium an einer deutschen Universität und ein ordentliches Referendariat absolviert haben müssen.
Die zukünftigen Rahmenpläne sehen vor: "Der Religionsunterricht wendet sich an alle Schülerinnen und Schüler - ungeachtet der persönlichen Überzeugungen und religiösen Prägungen... Er ermöglicht, Religionen und andere Überzeugungen kennenzulernen, über sie nachzudenken und sich ein kenntnisreiches und differenziertes Urteil zu bilden. Wer sich einer Religion verbunden fühlt, kann Kenntnisse vertiefen, andere Überzeugungen und Lebensweisen kennenlernen, persönliche Auffassungen reflektieren und so die eigene religiöse Identität vertiefen. Jene, die keinen ausgeprägt religiösen Hintergrund haben, sich in Distanz oder Widerspruch zu jeglicher Form von Religion verstehen, können ihre kritisch-distanzierte Sichtweise in der Sache fundieren und religiöse Hintergründe anderer besser verstehen."
Pisa-Studie: Deutschland weltweit über dem Durchschnitt, aber: Abwärtstrend bei Schülerleistungen
Die Bildungsforscher der OECD haben erneut weltweit Schulen getestet, knapp 5.500 Neuntklässler aus Deutschland haben sich an der siebten Pisa-Studie beteiligt. Die gute Nachricht: Der Pisa-Schock von 2001 wiederholt sich nicht. Deutschlands Schulen haben sich insgesamt positiv entwickelt, die Leistungen der Schüler in den Bereichen Lesen, Mathe und Naturwissenschaften liegen deutlich über dem Durchschnitt der OECD-Länder. Dennoch scheint der Aufwärtstrend der letzten Jahre vorbei zu sein. Im Lesen stagniert die Leistungskurve der Schüler, in Mathe und Naturwissenschaft zeigt sie sogar nach unten. Auch macht die Studie deutlich, dass es in Deutschland immer noch stark von der sozialen Herkunft abhängt, ob ein Schüler gute oder schlechte Leistungen erzielt.
Bildungssenator Ties Rabe: „Die Leistungen der Schülerinnen und Schüler in Deutschland liegen im internationalen Vergleich in der oberen Hälfte, aber haben sich nicht weiter verbessert. Es fällt auf, dass Deutschland im internationalen Vergleich eine relativ geringe Schulzeit und eine höhere Zahl von Schülerinnen und Schülern hat, die zu Hause kaum Deutsch sprechen. Wenn wir vorankommen wollen, brauchen wir deshalb mehr Bildungszeit und müssen insbesondere früher mit Bildung beginnen.“ Rabe appelliert, die Schulzeit stärker auf die Kernkompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen zu konzentrieren. Dabei sollten die Erkenntnisse der modernen Unterrichtsforschung besser genutzt werden: Das Bund-Länder-Programm „Bildung in Sprache und Schrift“ (BISS) habe gezeigt, dass Kinder nach bestimmten Methoden besser lesen und schreiben lernen. Rabe: „Diese Erkenntnisse müssen wir jetzt umsetzen."
Gymnasium Bondenwald feiert Richtfest – und setzt auf offene Lernlandschaften
Ein langer Flur, Türen links und rechts, dahinter Schülerinnen und Schüler im Frontalunterricht mit dem Blick zur Tafel – sieht so heute noch Schule aus? Das Gymnasium Bondenwald hält diese klassische Form des Unterrichts für nicht mehr zeitgemäß und geht – wie viele andere Schulen auch – neue Wege. In dem modernen Neubau des Niendorfer Gymnasiums, für den am vergangenen Freitag Richtfest gefeiert wurde, lässt sich schon erahnen, wie zeitgemäßer Unterricht in modernen Räumen aussehen kann. Für die in Zukunft fünfzügige Schule entsteht ein großzügiger Erweiterungsbau mit 13 Klassen- und neun Differenzierungsräumen für die Jahrgänge 7 bis 9, einem Selbstlernzentrum und einem zweigeschossigen Auditorium. Rund ein Drittel der Unterrichtsflächen sind jedoch – und das ist ein Novum – für die sogenannten offenen Lernlandschaften der Jahrgänge 10 bis 12 vorgesehen.
Die bereits in Skandinavien den Niederlanden, aber auch in Baden-Württemberg erprobten offenen Lernumgebungen stellen für den Hamburger Schulbau ein Novum dar. Ohne Klassenzimmer und Flure werden im ersten und zweiten Stock auf einer freien Fläche von zwei mal 500 Quadratmetern offene Lernlandschaften geschaffen, die nur durch vereinzelte Raumteiler und Möbel gegliedert sind. Die offene Umgebung ohne Wände und Türen soll das Lernen anregen, kreatives Denken ermöglichen und Vandalismus reduzieren. Das Selbstlernzentrum im Erdgeschoss, welches an einen Lesesaal einer Bibliothek erinnert, bietet weiteren Platz für das Lernen in nicht räumlich begrenzten Zonen. Auf dem Dach des Gebäudes ist eine Fotovoltaik-Anlage geplant. Die Fertigstellung des Neubaus ist für August 2020 geplant, die Kosten inklusive Siele und Außenanlagen betragen knapp neun Millionen Euro.
Nach Pilotphase im Norden: Anti-Mobbing-Projekt „Gemeinsam Klasse sein“ startet jetzt bundesweit
Es kann auf dem Schulhof, dem Sportplatz oder im Internet passieren: Mobbing gehört zum Alltag an Deutschlands Schulen. In Hamburg wurde deshalb bereits 2008 ein Konzept zur Mobbing-Prävention entwickelt: Der sogenannte „Anti-Mobbing-Koffer“, eine Sammlung mit Unterrichtsmaterialien und Filmen, ist bis heute an über 100 Hamburger Schulen und in 14 weiteren Bundesländern zum Einsatz gekommen. Jetzt wurde das erfolgreiche Gemeinschaftsprojekt von Schulbehörde und Techniker Krankenkasse (TK) unter dem Namen „Gemeinsam Klasse sein“ neu aufgelegt und geht nach einer anderthalbjährigen Pilotphase in Hamburg, Schleswig-Holstein und Bremen bundesweit an den Start. Die Lehrmaterialien sind auf einer digitalen Plattform ab sofort online verfügbar.
Kernstück des neu aufgelegten Projekts sind Unterrichtsbausteine für bis zu fünf Projekttage für die Jahrgänge 5 bis 7. Ziel ist es, Mädchen und Jungen sowie Eltern und Lehrende für die Problematik zu sensibilisieren, um so Mobbing gar nicht erst entstehen zu lassen. Dabei kommen unter anderem Filmclips und Erklärvideos zum Einsatz, die an Hamburger Schulen erstellt wurden. Sie vermitteln die besonderen Merkmale von Mobbing und Cybermobbing und unterstützen Schüler dabei, Regeln für ein respektvolles Miteinander zu erarbeiten. Bildungssenator Ties Rabe: „Das ist ein tolles Angebot, das hervorragende Möglichkeiten für Lehrerinnen und Lehrer bietet, das Thema Mobbing im Unterricht zu besprechen.“
Damit die Unterrichtsbausteine von den teilnehmenden Schulen optimal genutzt werden können, müssen die Lehrkräfte im Vorfeld entsprechend geschult werden. Dafür wird die Beratungsstelle Gewaltprävention der Schulbehörde speziell dafür ausgebildete Mitarbeiter zur Verfügung stellen, sogenannte Ländermultiplikatoren. Die geschulten Lehrkräfte erhalten dann einen Zugangscode zum Online-Angebot und sind ihrerseits wieder Multiplikatoren innerhalb ihrer Schule. Die Onlineplattform versteht sich dabei als wachsendes Angebot, welches auch zukünftig neue und angepasste Materialien anbieten wird.
Neuer Orientierungsrahmen Schulqualität: Was ist eine gute Schule und wie gelingt guter Unterricht?
So wie die Bildungspläne den Blick auf die fachlichen und überfachlichen Kompetenzen der Schüler richten, so beschreibt der Orientierungsrahmen Schulqualität, was in Hamburg unter guter Schule verstanden wird und wo Ziele gelingender Schul- und Unterrichtsentwicklung liegen. Die Hamburger Schulinspektion nutzt den Orientierungsrahmen als Maßstab, um die Qualität der beobachteten schulischen Prozesse zu beurteilen. Nach seiner erstmaligen Veröffentlichung 2006 und einer Neugestaltung 2012 wurde der Orientierungsrahmen jetzt fortgeschrieben.
Drei Entwicklungsfelder stehen bei der aktuellen Fassung im Fokus: Inklusion, Ganztag und datengestützte Schul- und Unterrichtsentwicklung. Die Überarbeitung dieser Bereiche orientiert sich an den Erkenntnissen der empirischen Bildungsforschung darüber, was Schulen bei der Vermittlung von Bildung sowie der Befähigung zu gesellschaftlicher Teilhabe erfolgreich macht. Zahlreiche Akteure aus dem Hamburger Schul- und Bildungssystem haben an der Fortschreibung des Orientierungsrahmens mitgewirkt. Die Broschüre wird zurzeit an alle Hamburger Schulen verteilt und steht zum Download» bereit.
Design Thinking, Coding und Robotik – Stadtteilschule Am Heidberg gewinnt ein DigitalCamp
Schon mal ein Camp gewonnen? Im Sommer hatte sich die Stadtteilschule Am Heidberg in Langenhorn am Wettbewerb „Digitaler Wandel: Hamburgs beste Schule 2019“ der Handelskammer Hamburg beteiligt und wurde prompt zur besten allgemeinbildenden Schule gekürt. Der Preis: ein DigitalCamp, gesponsert von der Deutschen Telekom, der Google Zukunftswerkstatt und der Hacker School. Letzten Dienstag war es dann soweit: Auf dem Event konnten sich die rund 1000 Schüler der Stadtteilschule in Workshops rund um die Themen Coding, Kryptografie und Robotik digital ausprobieren.
Im Vorfeld des DigitalCamps wurden ältere Schülerinnen und Schüler von sogenannten „Inspirern” der Hacker School als unterstützende Coaches für das DigitalCamp am Dienstag geschult. Zusätzlich wurden von der Google Zukunftswerkstatt ergänzende Workshops auch für Lehrkräfte angeboten, damit sie die neuen Kompetenzen an ihre Schüler weitergeben können. „Das DigitalCamp hat allen Schülern unserer Schule sowie den Lehrkräften die Chance gegeben, die digitale Welt in ihrer Vielfalt zu erkunden. Die interaktiven und kreativen Angebote haben einen ganz besonderen Spirit unter den Schülern erzeugt, von dem wir sicherlich noch lange profitieren können“, sagt Michael Busch, Koordinator Digitale Medien der Stadtteilschule. Es lohnt sich also, ein Camp zu gewinnen.
Neun Schulorgeln gibt es in Hamburg – eine steht in der Heinrich-Hertz-Schule
Der Hamburger Schriftsteller Hans-Henny Jahnn hat nicht nur zahlreiche Romane, Aufsätze und Reden publiziert, sondern war auch ein talentierter Orgelbauer. Drei Orgeln hat er in Hamburg entworfen, eine davon steht in der Aula der Heinrich-Hertz-Schule, der ehemaligen Lichtwarkschule, in Winterhude. Im Rahmen des Projekts „Orgelstadt Hamburg 2019“ wurde die kulturhistorisch bedeutende Schulorgel jetzt wieder ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt. Die zwischen 1926 und 1931 errichtete Orgel gilt als bedeutendstes Instrument Jahnns und zählt stadtweit als eine der 17 Hamburger Highlight-Orgeln. Was nur wenige wissen: Die Heinrich-Hertz-Schule ist eine von insgesamt neun Stadtteilschulen und Gymnasien in der Hansestadt, die eine Orgel besitzen.
Eine Einladung des Fördervereins der Hans-Henny-Jahnn-Orgel erlaubte Bildungssenator Ties Rabe jetzt, dienstliche Verpflichtung und persönliches Interesse miteinander zu verbinden. Nach einer Einführung in die Bauweise und die Klangmöglichkeiten des Instruments durch Haus-Organist Paul Fasang ließ Rabe es sich nicht nehmen, selbst auf der Orgelbank Platz zu nehmen und mit ihm gemeinsam einen Kanon auf den Fußpedalen zu spielen. Anschließend erörterte er mit der Vereinsvorsitzenden Karin Pilnitz die Möglichkeiten, wie die Schulorgeln in öffentlichen Schulen erhalten werden können.
„Frag den Rabe": Laut Pisa-Studie sind deutsche Schüler nur Mittelmaß - warum, Herr Senator?
Mit unserer Rubrik „Frag den Rabe“ wollen wir Schülern, Eltern, Lehrkräften, Mitarbeitern der Schulbehörde und allen anderen Bildungsinteressierten die Möglichkeit geben, Fragen rund um das Thema Schule und Bildung direkt an Hamburgs Bildungssenator Ties Rabe zu richten. Die aktuelle Frage bezieht sich auf die ernüchternden Ergebnisse für Deutschland aus der gerade veröffentlichten Pisa-Studie: Laut Pisa-Studie sind deutsche Schüler nur Mittelmaß - warum, Herr Senator?
Es wird weihnachtlich: Menschelnder Adventskalender der Schulbehörde auf Instagram
Was wünscht sich eigentlich unser Pförtner zu Weihnachten? Und wer sorgt für die Arbeitssicherheit an den Hamburger Schulen? Die Antworten und noch vieles mehr gibt es im BSB-Adventskalender auf Instagram. Seit dem 1. Dezember kann man hier Menschen aus der Schulbehörde mit Hilfe von kurzen Videos oder Fotos kennenlernen. 24 Mitarbeitende erzählen von ihren Aufgaben, berichten, was das Schönste an ihren Jobs ist und geben preis, wie sie Weihnachten verbringen, was sie an der Vorweihnachtszeit am liebsten mögen oder was sie sich wünschen.
Den Anfang machte Pförtner Wolfhard Walter. Wohl die wenigsten Behördenmitarbeiter, die ihn täglich sehen, wissen, dass der freundliche Mann am Empfang in Namibia geboren und aufgewachsen ist. Ein Großteil seiner Familie lebt auch heute noch dort, und Wolfhard Walter verriet für den BSB-Adventskalender seinen größten Wunsch: sie endlich einmal wiederzusehen und Zeit mit seiner Familie zu verbringen. Wer der Schulbehörde auf Instagram folgt, wird bis Weihnachten einige Kollegen besser kennen lernen. Türchen Nr. 3 füllte Thomas Spahn, der die Stabsstelle Digitalisierung anleitet und mit seinen beiden Töchtern den Zauber der Weihnacht neu entdeckt. Am 4. Dezember lernten die Instagram-Fans der Schulbehörde die „Mutter der Inklusion in Hamburg“ kennen – Dr. Angela Ehlers. Sie freut sich besonders, wenn ihr Team es schafft, Kindern mit schwerem Päckchen wieder einen erfolgreichen Schulalltag zu ermöglichen. Außerdem bastelt sie jedes Jahr Adventskalender für ihre Kinder und Enkel und dichtet ein plattdeutsches Weihnachtsgedicht.
Und es geht natürlich weiter: Noch bis zum 24. Dezember wird auf Instagram täglich ein Kalender-Türchen geöffnet. Es bleibt spannend, wer sich alles im Kalender „versteckt“.
Unsere Zahl der Woche ist die 30.000. So viele Schülerinnen und Schüler haben seit dem Schuljahr 2009/10 in 62 Hamburger Grund- und Sonderschulen das Programm JeKi ("Jedem Kind ein Instrument") durchlaufen und damit die Chance erhalten, ein Instrument ihrer Wahl zu erlernen. JeKi feiert in diesem Schuljahr zehnjähriges Bestehen.