Bundesweiter Berufsbildungsbericht: Hamburger Azubis besser als der Bundestrend
Hamburgs Bildungssystem schneidet bei der jährlichen bundesweiten Analyse des Ausbildungsmarktes gut ab. Der gerade erschienene Berufsbildungsbericht des Bundesbildungsministeriums zeigt: Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge ist in Hamburg erneut gestiegen (+ 0,7 Prozent), während sie im Bundesdurchschnitt stetig sinkt (-1,2 Prozent). Diese erfreuliche Entwicklung ist auch deshalb bemerkenswert, weil in Hamburg im Bundesvergleich immer weniger Ausbildungsplätze angeboten werden. Gegenläufig zu Hamburg war bundesweit das Interesse an Ausbildungsplätzen niedrig: 2019 wurden 525.081 Ausbildungsverträge (6.333 weniger als 2018) abgeschlossen.
Rund 74 Prozent aller Jugendlichen, die sich für eine Ausbildung interessierten, bekamen 2019 in Hamburg einen Ausbildungsplatz, bundesweit waren es rund 67 Prozent. Die Hansestadt weist zudem mit 1,9 Prozent die niedrigste Quote unbesetzter Ausbildungsplätze im Ländervergleich 2019 aus (Deutschland: 9,4 Prozent). Erfreulich ist auch, dass die Zahl der jungen Menschen, die noch einen Ausbildungsplatz suchen und keine alternative Perspektive haben, in Hamburg im Vergleich zum Vorjahr um rund zehn Prozent auf 1.081 gesunken ist, während diese Gruppe bundesweit kaum abnahm (-0,06 Prozentpunkte). Senator Ties Rabe: „Diese vergleichsweise hohe Vermittlungsquote trotz des gesunkenen Ausbildungsplatzangebots bestätigt die gute Berufsorientierung an Hamburger Schulen und die hervorragende Beratung durch die Jugendberufsagentur.“
Mehr Anfänger gab es bundesweit im Gesundheits-, Erziehungs- und Sozialwesen (plus 3,9 Prozent). Diese Branchen verzeichnen einen wachsenden Personalbedarf. Zum anderen greifen Maßnahmen, um den Einstieg in die Berufsfelder attraktiver zu machen. Dazu zählen unter anderem verbesserte Zugangsbedingungen und erweiterte Ausbildungsformate in den sozialpädagogischen Berufen. Auch Hamburg vermeldete für das Schuljahr 2019/20 einen neuen Höchststand bei den Erzieherberufen. Insgesamt besuchen 406 mehr Schülerinnen und Schüler (insgesamt 5.771) die staatlichen und privaten sozialpädagogischen Schulen in der Stadt.
Seit zwei Wochen dürfen Hamburgs Viertklässler wieder zur Schule – ein Blick ins Klassenzimmer
Am Montagmorgen bietet sich in der Schule Anna-Susanna-Stieg in Schnelsen ein ungewohnter Anblick. Statt eines wuseligen Durcheinanders stehen zwölf Grundschüler artig und mit deutlichem Abstand in einer geraden Reihe vor ihrem Klassenraum. Hinter einem Flatterband sind Kreidestriche auf den Boden gemalt, an denen sich jedes Kind der Klasse 4c aufgestellt hat. „Man muss immer mindestens 1,5 Meter Abstand halten, das ist eine der wichtigsten Regeln“, erklärt Grundschüler Mattea die neuen Vorgaben für den schulischen Präsenzunterrichts in Zeiten von Corona. Seit letzter Woche dürfen Hamburgs Viertklässler in eingeschränkter Form wieder zu Schule gehen.
Damit sich niemand infiziert, lernen alle Schüler in kleinen Lerngruppen abwechselnd in der Schule und zu Hause. Heute ist die halbe Klasse 4c zum Unterricht erschienen. Klassenlehrerin Kim Rataj ruft die Schülerinnen und Schüler nacheinander auf, damit sie einzeln zum Händewaschen und danach in die Klasse gehen können. „Es sind zwar eine Menge Vorschriften, die es zu beachten gilt, aber die meiste Zeit läuft es sehr unproblematisch“, berichtet Rataj, „nur in den Pausen müssen wir die Kinder manchmal daran erinnern, an den Abstand zu denken.“ Spielen auf Distanz, kleinere Lerngruppen und richtiges Händewaschen – daran mussten sich die Viertklässler erst einmal gewöhnen.
„Blöd ist, dass wir ja immer nur die Hälfte der Klasse sehen“, beschwert sich Yussuf. Julia ist traurig, dass alle Ausflüge abgesagt werden mussten. Doch die Kinder können der Situation durchaus auch etwas Positives abgewinnen. „Ich finde es super, dass man jetzt einen ganzen Tisch für sich alleine hat“, freut sich Jannike. Und Ceren ergänzt: „Und für jeden gibt es ein eigenes Stück Kreide!“ Mia hingegen findet es sehr praktisch, dass die Straßenschuhe an den Füßen bleiben dürfen und dass auf dem Schulhof so viel Platz ist.
Die kommissarische Schulleiterin Jennifer Urban zeigt sich zufrieden nach den ersten Tagen zurück in die Normalität: „Es war und ist natürlich eine herausfordernde Situation für alle Beteiligten. Wir befinden uns in einer Erprobungsphase. Insgesamt läuft es aber viel besser, als wir erwartet haben.“ Die Kollegen der vierten Klassen stellten fest, dass durch die kleineren Gruppengrößen zum Teil sogar mehr Lehrstoff als sonst geschafft wird. Die Kinder seien allerdings auch erschöpfter am Ende des Schultages. „Viele Fragen, die vor allem die Kinder zu Beginn hatten, sind inzwischen geklärt. Nur auf die Frage, wann alles wieder wie früher, vor Corona, sein wird, kann ihnen leider gerade niemand eine Antwort geben“, bedauert Grundschullehrerin Rataj.
Hinter Plexiglas geschützt: Angehende Uhrmacher legen in dieser Woche praktische Prüfung ab
Es ist Zeit für den Gesellenbrief! In dieser Woche legen 24 angehende Uhrmacher in der Beruflichen Schule Farmsen (BS 19) ihre praktische Prüfung ab. „Ich bin froh, dass wir die Prüfung trotz der Corona-Zeit machen können, weil dann meine Zukunftsplanung nicht ins Stocken gerät“, sagt Berufsfachschüler Justin. Auch sein Mitschüler Ruben freut sich auf den Ausbildungsabschluss, denn er hat schon einen sicheren Arbeitsplatz nach der Prüfung in Aussicht.
Doch zunächst heißt es: Volle Konzentration! Jeder Prüfling muss eine Komponente für eine Uhr mit einer Genauigkeit von 1/100mm anfertigen. Zudem haben die angehenden Gesellen die Aufgabe, präparierte, defekte Uhren zu reparieren. Drei Jahre lang haben sie auf den Gesellenbrief hingearbeitet. Für ihr Handwerk brauchen sie eine ruhige Hand, einen klaren Blick und jede Menge Übung. Deshalb war die Schule auch in der vergangenen Woche für die Prüflinge zur Vorbereitung geöffnet. Penibel präpariert wurden also nicht nur Uhren, sondern auch die Klassenräume: Plexiglaswände trennen die Werktische voneinander, Fingerlinge und Handschuhe gehören ohnehin zum Handwerkszeug eines Uhrmachers. Und die gemeinsam genutzten Maschinen sind nach jedem Einsatz desinfiziert.
Leitung der neuen Beruflichen Hochschule (BHH) steht – Lehrbetrieb startet im Sommer 2021
Die Positionen an der Spitze der neuen Beruflichen Hochschule Hamburg (BHH) sind besetzt. Als Gründungspräsidentin konnte die Wirtschaftspädagogin Prof. Dr. Jutta Franke gewonnen werden, die gemeinsam mit ihrem Vize, dem Volkswirt Prof. Dr. Torsten Bleich, und dem designierten Gründungskanzler Christian Scherf (Jurist) Lehre, Forschung und Verwaltung der Hochschule aufbauen wird. An der BHH können Schulabsolventen mit Hochschulzugangsberechtigung künftig zwei Abschlüsse in nur vier Jahren erlangen: einen Ausbildungsabschluss und einen Bachelor.
Die Mitglieder des Gründungspräsidiums werden im Sommer ihre Tätigkeiten aufnehmen, ein Jahr später soll der Lehrbetrieb beginnen. Gründungspräsidentin Prof. Dr. Jutta Franke ist derzeit Vizepräsidentin für Studium und Lehre sowie Leiterin des berufsbegleitenden Studiengangs General Management an der Europäischen Fachhochschule in Brühl. Gründungsvizepräsident Prof. Dr. Torsten Bleich kommt von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, wo er aktuell als Prorektor für Lehre, Studium und Internationales sowie als Dekan der Fakultät Wirtschaft am Standort Villingen-Schwenningen tätig ist. Gründungskanzler Christian Scherf ist derzeit administrativer Direktor des Europäischen Molekularbiologischen Labors (EMBL) in Heidelberg.
Die BHH wird im Regelbetrieb bis zu 1.000 Studierende haben, die von rund 15 Professoren sowie weiteren hauptamtlichen Dozenten und Lehrbeauftragten unterrichtet werden. Je nach Studiengang führt die BHH zu den Abschlüssen Industriekauffrau und BWL-Bachelor, Bankkauffrau und BWL-Bachelor, Kauffrau für Marketingkommunikation und BWL-Bachelor sowie Fachinformatikerin und Informatik-Bachelor. Bis der neue Campus auf dem Gelände Brekelbaums Park fertig ist, finden die Lehrveranstaltungen in der Anckelmannstraße 10, Nähe Berliner Tor, statt.
„Frag den Rabe“: Wie geht's nach den Maiferien weiter, Herr Senator?
Schritt für Schritt kommt der Schulbetrieb wieder in die Gänge. Nach acht Wochen Schulschließung wegen der Corona-Pandemie machen sich Hamburgs Lehrkräfte und Schüler behutsam auf den Weg zurück in die Normalität. Nach den Maiferien soll es für alle Schüler mindestens einmal pro Woche fünf oder sechs Stunden Präsenzunterricht geben. Damit sich niemand infiziert, lernen alle Schüler in kleinen Lerngruppen abwechselnd in der Schule und zu Hause. Im heutigen Videobeitrag erläutert Senator Ties Rabe, wie die schrittweise Schulöffnung in Hamburg funktioniert.
Verschoben: Konzert zum 10-jährigen JeKi-Bestehen auf nächstes Jahr verlegt - Kostprobe auf YouTube
Es wäre so schön gewesen: Gestern Abend hätte eine festliche Bläserfanfare das Konzert zum 10-jährigen Bestehen des Programms „Jedem Kind ein Instrument“ - kurz JeKi - in der Laeiszhalle eröffnet. 300 singende und Instrumente spielende Kinder, die sich seit Monaten vorbereitet und gefreut hatten, hätten stolz Kostproben ihres Könnens gegeben – doch dann kam Corona. „Es nützt nichts zu lamentieren, wir wollen den Blick nach vorn richten“, sagt JeKi-Programmleiterin Gabriela Huslage. So habe man das Konzert einfach auf nächstes Jahr verlegt, die Planungen laufen bereits.
Aber ein As im Ärmel hat Huslage dann doch noch: Seit gestern ist das Video Jubiläum@home rund um das Konzert auf dem YouTube-Kanal „JeKi Hamburg“ zu sehen. „Ein kleiner Trost, gewiss“, weiß die Leiterin, „aber immerhin sind auch einige Kinder im Video dabei, die tatsächlich aufgetreten wären.“ Das macht Vorfreude auf den Alternativtermin am 9. Juni 2021. Das Programm „Jedem Kind ein Instrument“ führt die Schulbehörde seit 2009 an 62 Hamburger Grund- und Förderschulen durch, vor allem in Regionen, die sozialen und kulturellen Nachholbedarf haben.