Im Interview: Netzwerkmanager Detlef Peglow hält die Fäden im Ganztag zusammen
Seit 2013 ist die Serviceagentur "Ganztägig lernen" unter dem Dach der Hamburger Schulbehörde angesiedelt. Ganztagsreferent Detlef Peglow erklärt im Interview, warum Schulnetzwerke so wichtig sind - und welche spezifischen Netzwerke es in der Hansestadt gibt.
Newsletter: Herr Peglow, in Hamburg sind alle Grundschulen Ganztagsschulen, alle anderen Schulformen haben Ganztagsangebote. Braucht es da überhaupt noch Netzwerkarbeit?
Detlef Peglow: Unbedingt! Allerdings geht es mittlerweile kaum noch um strukturelle Fragen zum Ausbau des Ganztags, sondern in erster Linie darum, Schule und Ganztag qualitativ zu verbessern. Hierfür ist ein Netzwerk viel besser geeignet als etwa eine Schulung. Es gibt Entwicklungsnetzwerke, in denen Schulen bis zu zwei Jahre lang gemeinsam an aktuellen Entwicklungsthemen arbeiten. Und es gibt offene Netzwerke, die einem besonderen Hamburg-spezifischen Konzept folgen.
Newsletter: Was ist so besonders an diesen Hamburg-spezifischen Netzwerken?
Detlef Peglow: Hamburg hat 2006 die "selbstverantwortete Schule" eingeführt, ein Konzept, das den Schulen im Hinblick auf den Unterricht, die Gestaltung des Schullebens insgesamt, die Finanzen und die Personalsteuerung viel Spielraum lässt. Passend dazu war das Hamburger Ganztagsnetzwerk von Anfang an als offener Zusammenschluss konzipiert, in dem die Beteiligten die Themen selbst bestimmen und ihre konkreten Probleme und Entwicklungsfragen miteinander lösen können.
Newsletter: Welche offenen Netzwerke gibt es in Hamburg und wer nimmt teil?
Detlef Peglow: Unser ältestes Netzwerk ist das schulformübergreifende Netzwerk der Ganztagskoordinatoren mit mehr als 120 Schulen, die die Angebote des Netzwerks regelmäßig nutzen. Die Themen sind bunt gemischt, es kommt dabei immer auf die Teilnehmer an. Ein weiteres offenes Netzwerk ist das der Gymnasialkoordinatoren mit aktuell rund 20 Teilnehmern, und es gibt ein offenes Netzwerk für Grundschulen nach GBS-Modell - GBS steht für Ganztägige Bildung und Betreuung an Schulen -, an denen Schulleitungen, Lehrkräfte, Ganztagskoordinatoren und externe Kooperationspartner teilnehmen.
Newsletter: Herr Peglow, bevor Sie 2011 ins Netzwerkmanagement gewechselt sind, haben Sie als Lehrer an einer Ganztagsschule die Netzwerkarbeit als Teilnehmer kennengelernt. Was reizt Sie persönlich an der Netzwerkarbeit?
Detlef Peglow: Ich fand Netzwerkarbeit von Anfang an großartig. Es ist eine offene, demokratiefördernde Arbeit, basierend auf dem Glauben, dass sich gute Ideen durchsetzen. Als Musiklehrer empfinde ich die Netzwerkarbeit so ähnlich wie eine Improviation im Jazz: Die Musik entsteht im Zusammenspiel über einer auskomponierten Struktur, eine gute Melodie bietet die Grundlage und vielleicht begleitet sie einen mit nach Hause.
Newsletter: Welche Aufgaben haben Sie sich für die Zukunft vorgenommen?
Detlef Peglow: Nachdem die strukturelle Entwicklung abgeschlossen ist, muss der Ganztag nun noch in die Köpfe der Menschen. Denn das Bild der guten alten Halbtagsschule, ihrer Strukturen und begrenzten Aufgaben und Ziele ist für die meisten Eltern, Pädagogen und Schulverwalter noch sehr präsent und die innere Vorlage für die Schulgestaltung. Kein Wunder, schließlich sind wir früher fast alle auf eine Halbtagsschule gegangen. Ich schätze, es dauert noch gut 15 Jahre, bis alle die Möglichkeiten des Ganztags pädagogisch selbstverständlich nutzen. Diese Entwicklung zu fördern gehört auch zu unseren Aufgaben in der Netzwerkarbeit.
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