Kostenlose Lernförderung an Schulen: Mathematik und Deutsch sind die meist geförderten Fächer
Wer im Zeugnis eine „5“ hat, muss zum Nachhilfeunterricht. Vor sechs Jahren wurde an Hamburgs allgemeinen Schulen die kostenlose Lernförderung eingeführt, ein verpflichtendes Angebot für alle Schülerinnen und Schüler, die in einem Fach keine ausreichenden Leistungen haben. Die aktuellen Zahlen zeigen, dass ein erheblicher Teil der geförderten Kinder und Jugendlichen von dem Angebot profitiert: Knapp 50 Prozent der Schüler konnten am Ende des Schuljahres 2016/17 die Leistungsanforderungen in allen geförderten Fächern erreichen - also mindestens eine „4“. Insgesamt haben im letzten Schuljahr fast 48.000 Schüler am schulischen Nachhilfeunterricht teilgenommen. An den Gymnasien schafften es sogar 246 Sechstklässler, denen eine Abschulung drohte, dank der Lernförderung in Klasse 7 versetzt zu werden und am Gymnasium zu bleiben.
Wie bereits in den Vorjahren wurden die Schülerinnen und Schüler überwiegend in kleinen Gruppen gefördert, mehr als die Hälfte hatte weniger als fünf Teilnehmer. Die am meisten geförderten Fächer waren die beiden Kernfächer Mathematik (41,3 Prozent) und Deutsch (33,9 Prozent), unabhängig von der Schulform. Die Lernförderung findet ein- bis zweimal pro Woche statt, die Kursleiter sind eigene Lehrkräfte der jeweiligen Schule (rund 30 Prozent) und Honorarkräfte, darunter Studierende (19 Prozent), Referendare, Erzieher und Sozialpädagogen, pensionierte Lehrer sowie gewerbliche Anbieter (13 Prozent). Im Schuljahr 2016/2017 hat Hamburg insgesamt rund 11,8 Millionen Euro für die Lernförderung ausgegeben, offensichtlich eine lohnende Investition. Bildungssenator Ties Rabe: „Die kostenlose Lernförderung hat sich an Hamburger Schulen fest etabliert. Das ist gut für den Lernerfolg und damit für die Bildungschancen aller Schülerinnen und Schüler in dieser Stadt.“
Übrigens: Hamburg ist das einzige Bundesland, das für alle Schülerinnen und Schüler, die ihre Lernziele nicht erreicht haben, flächendeckend eine kostenlose Lernförderung anbietet. Genutzt wird das Angebot von Grundschülern der 2. bis 4. Klassen und verstärkt von Schülern der Klassen 9 und 10 an den weiterführenden Schulen.
Reform zeigt Erfolg: Immer mehr Schulabgänger beginnen direkt nach der zehnten Klasse eine Ausbildung
Für den Start ins Berufsleben ist es wichtig, möglichst bald nach der Schule eine Berufsausbildung zu beginnen. In Hamburg gelingt das immer mehr Jugendlichen nach der zehnten Klasse: Nach den Sommerferien 2017 haben 1.985 der insgesamt 5.040 Schulabgänger (39,4 Prozent) gleich im Anschluss einen Ausbildungsplatz gefunden, das sind 208 mehr als im Vorjahr (2016: 34,4 Prozent). Die Chancen der Schülerinnen und Schüler aus den staatlichen Stadtteilschulen sind in der Regel sogar noch besser: Durchschnittlich 45 Prozent von ihnen können dank guter Vorbereitung direkt nach der Schule eine Ausbildung beginnen. Die aktuellen Zahlen zeigen, dass die Reformen in der beruflichen Bildung sich auszahlen: Vor fünf Jahren lag die Übergangsquote von der Schule ins Berufsleben noch bei nur rund 25 Prozent.
Rund ein Drittel aller Schülerinnen und Schüler eines Jahrgangs verlassen jedes Jahr Hamburgs Schulen nach Klasse 10 mit einem Real- oder Hauptschulabschluss, in seltenen Fällen auch ohne Schulabschluss. Diese Jugendlichen hatten es in der Vergangenheit schwer, nach der Schule eine Ausbildung oder Beschäftigung zu beginnen. Bildungssenator Ties Rabe: "Deshalb hat der Senat mehrere Reformen eingeleitet und so die Übergangsquote deutlich gesteigert. Heute können wir eine deutliche Verbesserung bilanzieren: Knapp 40 Prozent der Schulabgänger schaffen direkt nach der Schule den Übergang in Ausbildung und Beruf, weitere rund 25 Prozent dieser Gruppe schaffen den Sprung ein Jahr später, so dass nach einem Jahr rund zwei Drittel der Schulabgänger eines Jahrgangs den Übergang in Ausbildung und Beruf erfolgreich absolviert haben."
Zur Verbesserung des Übergangs hatte der Senat ein umfangreiches Reformpaket verabschiedet. Dazu zählt das neue Unterrichtsfach "Berufs- und Studienorientierung" in den Klassen 8 bis 10 der Stadtteilschulen, in dem alle Schüler auf die Arbeitswelt vorbereitet und ihre beruflichen Möglichkeiten analysiert werden. Alle Schüler absolvieren zudem Praktika in Hamburger Betrieben und Einrichtungen. Damit kein Jugendlicher verloren geht, wurde außerdem in jedem Bezirk eine Jugendberufsagentur (JBA) gegründet, in der Experten aus Arbeitsagentur, Jobcenter, Bezirksämtern und Schulen ein lückenloses Beratungs- und Übergangsmanagement für jeden Schulabgänger bieten. Wer den Übergang im ersten Anlauf nicht schafft, bekommt eine zweite Chance in der neu geschaffenen dualisierten Ausbildungsvorbereitung (AvDual), die schulischen Unterricht mit Praktika in den Ausbildungsbetrieben kombiniert.
20 Jahre Bildungsserver: Hamburgs Plattform für Lehrende und Lernende feierte Geburtstag
Als der Hamburger Bildungsserver (HBS) 1997 online ging, steckte das Internet noch in den Kinderschuhen, Bundeskanzler war ein gewisser Herr Kohl und der HSV bangte um den Klassenerhalt. Kurzum: Die Welt sah - bis auf den HSV - komplett anders aus. 20 Jahre, zwei Kanzler und etliche Klassenerhalte später gibt es den Hamburger Bildungsserver immer noch. Der HBS ist die zentrale pädagogische Plattform für Lehrende und Lernende in Hamburg. "Wir bieten Unterrichtsmaterialien, Prüfungsvorbereitungen und Linklisten zu allen Themen, die in der Schule und im Unterricht vorkommen können" erklärt Jan Bätjer (49) allen, die nicht zu den rund 150.000 monatlichen Besuchern des Bildungsservers gehören. Der Gymnasiallehrer für Mathematik und Physik ist als HBS-Koordinator seit gut einem Jahr Chef des Bildungsservers.
Auf Jubiläumsfeiern schaut man gern auf die Geschichte zurück, auch oder gerade, wenn der Jubilar ein Internetportal ist. Deshalb konnte bei der kleinen Feierstunde in der Schulbehörde neben den obligatorischen Reden, Glückwünschen und einer üppigen Geburtstagstorte auch ein altmodischer Computer-Tower bestaunt werden. So habe der Server 1997 ausgesehen, sagt Bätjer. Heute sei der HBS - ganz modern - in einer virtuellen Server-Cloud bei Hamburg.de zu Hause - ganz ohne Gehäuse, Lüfter oder altmodische Disketten-Laufwerke. Auch inhaltlich ist der HBS auf der Höhe der Zeit: Mit Open Educational Ressources (OER) können beispielsweise Lehrkräfte eigene Materialien hochladen und mit entsprechender Lizenz anderen zur Nutzung, Bearbeitung und sogar zur Weiterverbreitung freigeben. Ein Vorbeisurfen lohnt sich. Auf die nächsten 20 Jahre!
Die Katharinenschule in der Hafencity ist eine von 201 Grundschulen, die beim bundesweiten Wettbewerb "Spielen macht Schule" ein komplett eingerichtetes Spielezimmer gewonnen hat. Bereits zum elften Mal waren Grundschulen aus ganz Deutschland aufgerufen, eigene Konzepte für ein Spielezimmer einzureichen. Die Jury wählte die originellsten Vorschläge aus und belohnte die Mühe mit einer umfangreichen Ausstattung an klassischen Spielen. Die Katharinenschule überzeugte mit ihrem Konzept eines Spielzimmers, das sowohl in der Pause - mit einer von Kindern organisierten Pausenausleihe - als auch im Ganztag genutzt werden kann. "In der Kinderkonferenz wurde von den Kindern der Wunsch geäußert, bei mehr Gelegenheiten im Schulgebäude spielen zu können, besonders auch in der Pause", erklärt Schulleiterin Ute Peters. Am Nikolaustag wurde das neue Spielezimmer eingeweiht.
"Spielen macht Schule" ist ein gemeinsames Projekt des Vereins Mehr Zeit für Kinder und dem ZNL TransferZentrum für Neurowissenschaften und Lernen. Erkenntnisse der modernen Hirnforschung zeigen, dass aktive Erfahrungen mit haptischen und visuellen Reizen, wie klassisches Spielzeug bietet, förderlicher sind als rein passive Erfahrungsvermittlung. Schon Kinder im Grundschulalter sind dem ständig wachsenden Einfluss von Bildschirmmedien wie Internet, PC-Spielen und Konsolen ausgesetzt. Bewegung und Kreativität, wichtige Faktoren für die kindliche Entwicklung, bleiben dabei oft auf der Strecke. Ziel der Initiative ist es deshalb, das Spielen wieder mehr in den Schulalltag der Kinder zu integrieren. Dass diese Rechnung aufgeht, konnte vergangene Woche in der Katharinenschule beobachtet werden. Kaum hatte die Schulleiterin das Band zerschnitten, stürmten die ersten Schüler begeistert in den neuen Raum, um mit Playmobil, Fischertechnik und Experimentierboxen zu spielen.
Seit der Pilotphase 2007 haben mehr als 2.000 Grundschulen bundesweit eine kostenlose Spielzeugausstattung erhalten. In Hamburg gewonnen haben in diesem Jahr außerdem die Grund- und Stadtteilschule Alter Teichweg in Dulsberg, die Schule Hinter der Lieth in Niendorf, die Grundschule Rahlstedter Höhe und die private ahfs Christliche Grundschule Hamburg.
Aktuelles: Schüler gestalten ihre Pausenhalle selbst – Neues Projekt zur Demokratiebildung „Openion“
• Eine ganz besondere Projektwoche fand gerade in der Stadtteilschule Poppenbüttel statt. 15 Schülerinnen und Schüler aus den Jahrgängen 7 bis 12 beschäftigten sich eine Woche lang mit der Umgestaltung der Pausenhalle. Der großzügige hohe Raum mit Theaterbühne, der nicht nur als Durchgang zur Mensa und zu den Klassenräumen genutzt wird, sondern auch als Aufenthaltsraum, wurde aus Schüler-Perspektive erforscht und neu gedacht. Dabei waren neue Ideen ausdrücklich gefragt, Visionen erlaubt und künstlerische Konzepte erwünscht, denn die Halle soll künftig verstärkt die Bedürfnisse und Wünsche ihrer Nutzer abbilden: Raum für Austausch, Treffen, Lernen, Ruhe, gemeinsames Chillen, aber auch Theater und Konzerte. Angeleitet wurde das Schüler-Team durch den Architekten Yilmaz Kocarslan, der in der Zusammenarbeit mit Jugendlichen in künstlerischen Prozessen Erfahrung hat. Das Ergebnis der Projektwoche kann ab sofort vor Ort besichtigt werden: in der Pausenhalle am Schulbergredder 21. Das Projekt Pausenhalle wird unterstützt und finanziert durch das Programm "Kulturagenten für kreative Schulen Hamburg".
• Die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung startet ein neues Projekt zur Demokratiebildung in Hamburg: Ziel von "Openion" - in Anlehnung an die englischen Wörter Opinion (für Meinung) und open (für offen) - ist es, Demokratie als gesellschaftlichen Gestaltungsprozess erfahrbar zu machen. Und zwar dort, wo Kinder und Jugendliche sind. Die zentrale Frage dabei ist: Wie sehen zeitgemäße Formen von Demokratiebildung aus, die nicht über Jugendliche hinweg, sondern mit ihnen entwickelt werden? Antworten auf diese Frage sollen im Rahmen geförderter, lokaler Projektverbünde, bestehend aus einer Schule und mindestens einem außerschulischen Partner, gefunden werden. Ende November fand in den Räumen der Lawaetz-Stiftung eine erste Veranstaltung von Openion statt, im Frühjahr wird in einem zweiten Schritt eine Inspirationswerkstatt stattfinden, zu der alle interessierten Schulen, Jugendlichen und außerschulischen Akteure eingeladen werden.