Ein Jahr Staatsrat der Schulbehörde -
Interview mit Rainer Schulz
Am vorletzten Tag des Jahres 2016 wurde Rainer Schulz zum neuen Staatsrat der Schulbehörde ernannt. Mit Schulz hat sich der Erste Bürgermeister einen erfahrenen Mann ins Amt geholt. Als langjähriger Leiter des Hamburger Instituts für berufliche Bildung (HIBB) kennt sich der der 59-Jährige sowohl mit dem Verwaltungsapparat als auch mit der Hamburger Schullandschaft bestens aus. Nach dem Lehramtsstudium und anschließendem Aufbaustudium der Sonderpädagogik durchlief Schulz verschiedene Stationen an Hamburger Berufs- und Sonderschulen als Lehrer und Schulleiter. Später war er als Abteilungsleiter in der Lehrerbildung im Landesinstitut und ab 2008 als HIBB-Geschäftsführer tätig. Ein gutes Jahr nach seinem Amtsantritt haben wir bei Staatsrat Rainer Schulz nachgefragt:
Was sind die größten beruflichen Veränderungen gegenüber früher?
Schulz: Als Geschäftsführer des HIBB war ich für die berufsbildenden Schulen der Stadt verantwortlich. Als Staatsrat der Schulbehörde trage ich nun für alle 374 Hamburger Schulen Verantwortung, also für die berufsbildenden und für die allgemeinbildenden Schulen. Neu für mich ist, dass ich mich heute vorwiegend mit Themen beschäftige, die in der Allgemeinbildung verankert sind. In der Schulbehörde habe ich im letzten Jahr viele Bereiche kennengelernt. Außerdem habe ich neue Aufgaben im Bund und in der Kultusministerkonferenz wie beispielsweise den Vorsitz der Amtschefkommission Qualitätssicherung in Schulen übernommen.
Wie haben Sie den Wechsel vom HIBB in die BSB erlebt?
Schulz: Im Grunde ist der Wechsel gar nicht so groß, denn ich kenne die Menschen und Abläufe innerhalb der Schulbehörde seit über zehn Jahren. Man kann sagen: Als ehemaliger Lehrer und Schulleiter verstehe ich viel von Schulen, aber inzwischen hat sich der Fokus von der beruflichen Bildung auf die Allgemeinbildung verlagert. Ein entscheidender Unterschied zu meiner früheren Tätigkeit ist vielleicht, dass ich in meiner neuen Funktion mehr in die Behörde hineinwirke und nicht mehr so viel nach außen agiere wie noch als HIBB-Geschäftsführer. Ich sorge dafür, dass „die Maschine BSB“ rund läuft.
Haben Sie eine Agenda für die nächsten Jahre?
Schulz: Natürlich ist meine Agenda zunächst die des Bildungssenators und des Senats. Dazu gehören die Verbesserung der Unterrichtsqualität, der Schulbau, die Weiterentwicklung von Ganztag und Inklusion, die Stärkung der Stadtteilschulen oder die Fachkräftesicherung durch Ausbildung, um nur einige Punkte zu nennen. Als Staatsrat möchte ich unsere Behörde so aufstellen, dass Schulen bestmöglich bei der Erfüllung ihres Bildungsauftrags unterstützt werden. Wichtig dafür ist beispielsweise das Finden und Entwickeln von Führungskräften, aber wir müssen auch gucken, wo es gut läuft – und wo es besser laufen könnte. Als gelernter Lehrer und Schulleiter weiß ich, wie man eine Schule zum Gelingen bringen kann.
Was hat Sie im neuen Job am meisten überrascht?
Schulz: Die aufgeheizte Stimmung wegen des Mathe-Abiturs, mit diesem Thema fing meine Dienstzeit an. Ich finde, Hamburgs Schulen haben ihre Schülerinnen und Schüler gut auf das Mathematikabitur vorbereitet. Großartig finde ich auch, wie gut Hamburgs Schulen die großen Herausforderungen der Flüchtlingskrise gelöst haben. Auch das Abschneiden bei der IQB-Bildungsstudie hat mich gefreut. Hamburgs Schülerinnen und Schüler haben sich in allen getesteten Bereichen verbessert, das haben sie gut gemacht! Die Ergebnisse machen mich zuversichtlich.
Was sind die größten beruflichen Herausforderungen für Sie?
Schulz: Die Vielzahl von Terminen einerseits und die Vielzahl der Schriftlichen Kleinen und Großen Anfragen, die ich im politischen Raum zu bewältigen habe. Es stellen sich zwar mit der Zeit einige Routinen ein, die hilfreich sind. So schaffe ich es mittlerweile, bis zu 100 Kleine Anfragen in der Woche zu lesen und zu bearbeiten. Glücklicherweise bin ich es gewohnt, viel zu arbeiten. Da mir die Arbeit großen Spaß macht, ist es für mich überwiegend positiver Stress. Ein Tag in der Woche gehört meiner Familie und meinen Freunden, das ist für mich wichtig, um zu entspannen, am liebsten in der Natur.
Was hilft am besten im anstrengenden Berufsalltag?
Schulz: Mir helfen mein Optimismus und meine Fröhlichkeit. Ich habe nur ganz selten schlechte Laune. Hilfreich ist auch die Lust am Gestalten.
nach oben